Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2014; 49(11/12): 654-658
DOI: 10.1055/s-0040-100107
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kasuistik – Schwere Intoxikation nach oraler Einnahme von Alkylnitrit („Poppers“)

Case Report – A dangerous intoxication after ingestion of alkyl nitrite („Poppers“)
Barbara Bernasconi
,
Christoph Konrad
,
Simon Fischer
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 January 2015 (online)

Zusammenfassung

Dieser Fallbericht beschreibt die akzidentelle Vergiftung eines jungen Mannes mit Alkylnitrit („Poppers“) nach der Ingestion einer unbekannten Menge der Substanz. „Poppers“ sind seit den 1960ern vor allem als Party- und Sex-Droge bekannt. Die Inhalation führt zu einer kurz andauernden Rauschwirkung, Vasodilatation und zur Entspannung der glatten Muskulatur, vor allem des Analsphinkters. Eine Einnahme kann zu einer lebensgefährlichen Methämoglobinämie führen. Die Therapie besteht aus der intravenösen Verabreichung von Methylenblau.

Abstract

This case report describes the inadvertent poisoning of a young man with „poppers“ after having ingested an unknown amout of the drug. „Poppers“ (alkyl nitrite) were made famous in the 1960s as a party drug, and during certain sexual practices, and are still in use today. The drug's inhalation leads to a short-lived rush, vasodilation and relaxtion of smooth muscles. An accidental ingestion can lead to a significantbuild-up of methemoglobinwith dire consequences. The therapyconsists of the intravenous administration of methyleneblue.

Kernaussagen

  • Die orale Einnahme von Poppers kann letale Konsequenzen haben.

  • Dosisabhängig kommt es zur Methämoglobinbildung.

  • Charakteristisch sind eine O2-refraktäre Zyanose und die schokoladebraune Blutfarbe.

  • Die Diagnose wird laborchemisch durch den Nachweis von MetHb gestellt.

  • Die pulsoxymetrisch gemessene O2-Sättigung kann je nach Höhe des Methämoglobinspiegels falsch hohe oder falsch tiefe Werte anzeigen.

  • Die Antidottherapie besteht aus der i. v. Gabe von Methylenblau (1–2 mg/kg KG). Cave: Ein Glukose-6-Dehydrogenase-Mangel kann eine Hämolyse auslösen.

  • Eine Rücksprache mit dem toxikologischen Zentrum wird empfohlen.

Ergänzendes Material