Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(04)
DOI: 10.1055/s-0039-3403388
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hair-Safe Studie: Kühlhauben in der klinischen Routine zur Vermeidung von Alopezie bei Patientinnen unter Chemotherapie

C Brunner
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
,
R Kofler
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
,
T Czech
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
,
M Ritter
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
,
A Zeimet
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
,
C Marth
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
,
D Egle
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Innsbruck
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 April 2020 (online)

 

Einleitung: Die Chemotherapie-induzierte Alopezie (CIA) gehört für Patientinnen zu den schwerwiegendsten Nebenwirkungen der Chemotherapie (CT), da sie eine enorme psychische Belastung darstellt. Durch den Haarverlust wird die Krankheit offensichtlich und führt zu einer dramatischen Einschränkung der Lebensqualität.

Scalp cooling ist nach heutigem Wissenstand die einzige verfügbare Methode, um eine CIA zu verhindern. Primäres Ziel dieser ersten in Österreich durchgeführten prospektiven, single-center Beobachtungsstudie ist die Untersuchung des Haarausfalls bei Mammakarzinompatientinnen mit Kopfhautkühlung unter verschiedensten taxan- und anthrazyklinhaltigen CT-Protokollen in der klinischen Routine.

Material und Methode: An der Frauenklinik Innsbruck wurden zwischen Mai 2018 und Oktober 2019 insgesamt 88 Patientinnen eingeschlossen.

Alle Patientinnen erhielten mindestens für 4 Zyklen einer taxan- und/oder anthrazyklin-haltigen Chemotherapie im neoadjuvanten, adjuvanten oder palliativen Setting. Der Haarausfall wurde mittels PRO-CTCAE Skala durch die Patientin, sowie objektiv durch ärztliches Personal anhand von Fotos beurteilt.

Ergebnisse: 88 Patientinnen konnten bisher in die Studie eingeschlossen werden. 56 Patientinnen erhielten die Kühlhaube (CAP) und 32 Patientinnen waren in der Kontrollgruppe (NCAP). Für die Zwischenanalyse wurden 41 CAP Patientinnen berücksichtigt, die bis zur heutigen Auswertung die CT beendet hatten.

11 CAP Patientinnen (27%) beendeten die CT ohne Grad II Alopezie.

Hinsichtlich der 8 untersuchten Chemotherapieprotokolle konnten die besten Ergebnisse bei der Anwendung von nab-Paclitaxel mono beobachtet werden.

Im Vergleich dazu entwickelten alle Patientinnen aus der Kontrollgruppe eine Alopezie. 30 Patientinnen (73%) haben die Anwendung der Kühlhaube abgebrochen. Als Hauptursache für den Abbruch gaben 23 Patientinnen (77%) den Haarausfall an.

Schlussfolgerung: Durch das scalp cooling kann die Alopezie im klinischen Alltag signifikant verringert oder sogar vermieden werden. Die Möglichkeit der Alopezieprophylaxe stößt bei den Betroffenen auf großen Zuspruch und sollte im klinischen Alltag angeboten werden. Die Patientinnen fühlten sich mit ihrer Angst vor Haarverlust angenommen und verstanden, auch wenn die Methode nicht immer erfolgreich war.