Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 217
DOI: 10.1055/s-0039-3402982
Kurzvorträge 3: Neonatologie, Physiologie, Sexualität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sexuelle Stimulationsarten und weibliche Orgasmuszufriedenheit

M Hoy
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
,
P Villwock
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
,
B Strauß
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
,
K Brenk-Franz
Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena
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Publication History

Publication Date:
21 February 2020 (online)

 

Hintergrund: Häufigeres Orgasmuserleben ist ein wichtiger Faktor für die sexuelle Zufriedenheit (Frederick, Lever, Gillespie, & Garcia, 2017). Dabei ist die Stimulationsart der wichtigste Prädiktor für die Orgasmushäufigkeit (Andrejek & Fetner, 2019). Ob die weibliche Orgasmuszufriedenheit von der Stimulationsart abhängt und durch die Einstellung zur Klitorisselbststimulation beeinflusst wird, soll untersucht werden.

Methode: Die Female Orgasm Scale erfasst, wie häufig durch verschiedene Stimulationsarten Orgasmen erreicht werden und die Orgasmuszufriedenheit. Die Skala zur Selbststimulation der Klitoris untersucht die Einstellung dazu, sich beim partnerschaftlichen Sex selbst zu berühren. Diese wurden in einer Online-Befragung mit 412 Teilnehmerinnen erhoben (18 – 58 Jahre, MW = 27,2; SD = 8,0). Prädiktoren für die Orgasmuszufriedenheit wurden regressionsanalytisch untersucht.

Ergebnisse/Diskussion: Beim Geschlechtsverkehr ohne klitorale Stimulation kamen nur 11,9% (N = 49) der Frauen regelmäßig zum Orgasmus (≥ 80% der Fälle). Trotzdem war die Orgasmushäufigkeit durch ausschließlich vaginale Penetration der stärkste Prädiktor für die Orgasmuszufriedenheit. Ein weiterer Prädiktor dafür war auch die Orgasmushäufigkeit durch Stimulation der Klitoris durch die Hand des Partners. Keinen signifikanten Einfluss auf die Orgasmuszufriedenheit hatten weitere Stimulationsarten (z. B. Oralsex, Geschlechtsverkehr mit zusätzlicher Klitorisstimulation) sowie die Einstellung zur Klitorisselbststimulation.

Schlussfolgerung: Obwohl die Unterscheidung zwischen klitoralem und vaginalem Orgasmus als wissenschaftlich überholt gilt, scheint diese Sichtweise noch immer die Sexualität vieler Frauen zu beeinflussen. Psychoedukation und Reduktion von sexuellen Mythen, können demnach einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der sexuellen Zufriedenheit leisten.