Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 216-217
DOI: 10.1055/s-0039-3402979
Kurzvorträge 3: Neonatologie, Physiologie, Sexualität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Korrelation subjektiven maternalen Empfindens von Depressivität, Ängstlichkeit und Stress zu fetaler und maternaler autonomer Aktivierung

J Zöllkau
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
EM Dölker
2   Biomagnetisches Zentrum, Universitätsklinikum Jena
,
D Hoyer
2   Biomagnetisches Zentrum, Universitätsklinikum Jena
,
U Schneider
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Jena
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Publication History

Publication Date:
21 February 2020 (online)

 

Einleitung: Anhand unauffälliger Normalschwangerschaften soll die Verbindung des subjektiven maternalen Empfindens von Depressivität, Ängstlichkeit und Stress zu maternalem und fetalem mittleren neurovegetativen Aktivierungsniveau untersucht werden. Es soll die immer wieder öffentlichkeitswirksam diskutierte Frage beantwortet werden: Überträgt sich mütterliches Stressempfinden auf das Kind?

Material/Methode: Die mittlere neurovegetative Aktivierung wurde objektiv durch magnetokardiographiebasierte Analyse (fMKG) fetaler und maternaler Schlag-zu-Schlag-Herzfrequenzvariabilität (HRV) bestimmt und mit der subjektiven Empfindung von Depressivität, Ängstlichkeit und Stress der Mutter verglichen. Die mütterliche Selbsteinschätzung erfolgte anhand des validierten und standardisierten DASS-42 G Fragebogens. Eingeschlossen wurden 18 Mutter-Kind-Paare unauffälliger Einlingsschwangerschaften. Es wurden insgesamt 72 fMKG – Aufzeichnungen durchgeführt. (Gestationsalter 18/6 – 39/2 SSW, Anzahl Untersuchungen je Schwangere 1 – 7 (median 4). Die Kopplungsanalyse erfolgte als partielle Korrelation mit Intersection-Union-Test.

Ergebnisse: Sämtliche DASS-42 G Resultate erzielten Einstufungen der nichtpathologischen Norm: Depressivität 98,6% (n = 71) „normal“ und 1,4% (n = 1) „mild“; Ängstlichkeit 100% „normal“; Stress 90,3% (n = 65) „normal“, 8,3% (n = 6) „mild“ und 1,4% (n = 1) „moderat“. Es fand sich eine konsistent negative Korrelation zwischen den DASS-Kategorien und maternal vagaler Aktivierung (low frequency Band; Depressivität r = − 0,237, p = 0,047; Ängstlichkeit r = − 0,315, p = 0,007; Stress r = − 0,294, p = 0,013) sowie eine positive Korrelation zwischen subjektivem Stressempfinden und mittlerer mütterlicher Herzfrequenz (r = 0,262, p = 0,027). Im Gegensatz hierzu fand sich bei keinem der getesteten Parameter eine Korrelation zwischen Ausprägung der mütterlichen DASS-Kategorien und der fetalen neurovegetativen Aktivierung.

Diskussion: Während sich die subjektive mütterliche Einschätzung von Depressivität, Angst und Stress auch im physiologischen Bereich objektivierbar in neurovegetativer Aktivierung niederschlägt, ist das ungeborene Kind ist vor einer solchen Beeinflussung geschützt. Die Ergebnisse bestätigen, dass schwangere Frauen darin bestärkt werden sollten, vom Wohlbefinden ihrer ungeborenen Kinder auszugehen, solange die Überwachungsparameter einer guten Mutterschaftsvorsorge unauffällig sind.