Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 216
DOI: 10.1055/s-0039-3402978
Kurzvorträge 3: Neonatologie, Physiologie, Sexualität
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Gehirn in der Schwangerschaft

E Rehbein
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen
,
A Sattler
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen
,
M Krylova
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen
,
I Sundström Paromaa
2   Department of Womenʼs and Childrenʼs Health, University of Uppsala, Sweden
,
B Derntl
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Tübingen
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Publication Date:
21 February 2020 (online)

 

Während der Schwangerschaft erleben Frauen einen immensen Anstieg der Sexualhormone, welcher Auswirkungen auf das Gehirn und Erleben von Emotionen haben können. Studien berichten eine Reduktion der grauen Substanz im Laufe der Schwangerschaft, welche sich insbesondere in Arealen für soziale kognitive Prozesse zeigte. Meistens wurden dazu aber prä-post Designs gewählt, das heißt es gibt bisher wenig Erkenntnisse über den Aufbau des „schwangeren“ Gehirns. In dieser Studie untersuchen wir Frauen im 2. Trimester der Schwangerschaft und 6 Wochen nach der Geburt mittels struktureller MRT-Messung. In der Kontrollgruppe werden Frauen in der frühen follikulären Phase entweder unter Einnahme von Estradiol valerat (12 mg) oder Placebo gemessen. Hormonlevel werden durch eine Blutabnahme bestimmt. Die Auswertung der MRT-Daten erfolgt Mithilfe von der SPM12 und Freesurfer Software, welche eine Segmentierung subcortikaler Bereiche ermöglicht.

Bisher wurde zehn schwangere Frauen (MAlter = 30, 23 – 28 SSW), 4 Frauen 6 Wochen nach Geburt und 30 Frauen in der Kontrollgruppe (MAlter = 24) gemessen. Es zeigt sich ein Trend (p = 0,7) eines geringeren Hippocampus und Amygdala Volumens der schwangeren Frauen im Vergleich zur Kontrollgruppe und dem Postpartum Zeitraum. Der Vergleich Estradiolgabe vs. Placebo in der Kontrollgruppe zeigte eine signifikante Volumenvergrößerung des Hippocampus und der Amygdala (alle p < 0,05).

Zusammenfassend kommt es in der Kontrollgruppe durch die Estradiolgabe zu einer neurotrophischen Wirkung im Sinne einer Volumenvergrößerung. Die geringe Stichprobengröße in der Gruppe der Schwangeren erlaubt allerdings noch keine finalen Schlussfolgerungen.