Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 213
DOI: 10.1055/s-0039-3402967
Kurzvorträge 1: Psychosoziale Versorgungsrealitäten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Praxis für Gynäkologische Psychoneuroendokrinologie – Vermessung eines Zukunftsfelds im Rahmen einer Fallstudie zur Praxengründung

S Schweizer
Allgemeine Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsfrauenklinik Heidelberg
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Publication Date:
21 February 2020 (online)

 

Der deutsche Sprachraum weist ein massives Defizit an ambulanten Behandlern auf, die neuroendokrinologisches Wissen mit psychiatrischer, gynäkologischer, urologischer und sexualmedizinischer Kompetenz vereinen. Zwischen Frauenkliniken, urologischen Kliniken und Praxen, Psychotherapeutischen Praxen und Psychiatrien fallen viele Frauen mit Krankheitsbildern zwischen die Stühle, die eigentlich eines neuen Praxentypus mit einem völlig neuen Behandlungsansatz bedürften, um wirklich adäquate Lösungen für ihre gesundheitliche Problematik zu finden: Die Praxis für Gynäkologische Psychoneuroendokrinologie. Die Gynäkologische Psychoneuroendokrinologie als wissenschaftliches Fachgebiet wird seit 2019 durch die Autorin dieses Abstracts als Novum im Facharzt-Curriculum zur psychosomatischen Grundversorgung für die Gynäkologie an der Universitätsfrauenklinik in Heidelberg gelehrt. Die Umsetzung dieser Lehrinhalte mit neusten Forschungsergebnissen in die Praxis bedarf eines völlig neuen Konzepts. Dieser Vortrag präsentiert eine Fallstudie, die den Gründungs-Vorgang einer solchen Beispielpraxis im Detail darlegt. In der Praxis für Gynäkologische Psychoneuroendokrinologie fungiert der Behandler/die Behandlerin nicht nur inhaltlich, sondern auch formell als multidisziplinärer Spezialist und zugleich Case-Manager an den Schnittstellen verschiedener Kooperationen mit Gynäkologen, Urologen, Psychiatern und Endokrinologen. Er/Sie koordiniert und interpretiert die Befunde aus den relevanten Bereichen und entwirft einen integrativen Behandlungsansatz, der zusammen mit der Patientin und den diversen Kooperationspartnern umgesetzt wird. Mit dieser komplexen Aufgabe stehen Frauen bisher alleine da und sind dafür weder qualifiziert, noch finden sie mit ihren Anliegen in den einzelnen Disziplinen adäquate Anlaufstellen. Im Vortrag werden nicht nur inhaltlich typische Krankheitsbilder, die direkt oder indirekt im Zusammenhang hormoneller Schwankungen auftreten, für dieses neue Praxenkonzept durchdekliniert (z. B. Wechseljahrsdepression, Reizblasensymptomatik, Sexualmedizinische Symptomatik), sondern auch formelle Vor- und Nachteile verschiedener Praxentypen und Organisationsstrukturen diskutiert.