Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 219-226
DOI: 10.1055/s-0039-3402957
Wissenschaftliche Sitzung am 20. 11. 2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentierte Berliner Perinataldaten 2018

M Dombrowski
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Publication Date:
21 February 2020 (online)

 

Im Modul 16/1 der Berliner Perinatalerhebung wurden Daten von 41 451 Kindern aus 40 553 Datensätzen erfasst.

Von den 9 Qualitätsindikatoren (QI) wurden 4 im Rahmen des strukturierten Dialoges von den Fachgruppen Gyn/Geb und Neo am Qualitätsbüro Berlin (QBB) bewertet.

In diesen 4 QI liegen die Berliner Ergebnisse innerhalb der Referenzbereiche. Bis auf die Azidoserate (pH < 7,0) bei frühgeborenen Einlingen, die in Berlin mit O/E 1,50 innerhalb des Referenzbereiches (O/E ≤ 6,00) aber schlechter als im Bund (O/E 1,06) liegt, sind die Berliner Ergebnisse leicht besser als die der Bundesebene.

Die Sektiorate 2018 liegt in Berlin mit 27,62% wie in den vergangenen Jahren unterhalb der der Bundesebene mit 30,66%.

Bei den übrigen 5 QI handelt es sich um planungsrelevante Indikatoren, die zentral über das IQTIG bewertet werden. Auch hier liegen die Berliner Gesamtergebnisse innerhalb der Referenzbereiche. Auf Krankenhausebene waren zwei Häuser in jeweils einem Indikator auffällig.

Der Schwerpunkt im strukturierten Dialog lag in der Diskussion der Sentinel Event-Indikatoren. In der Geburtshilfe sind dies die Müttersterblichkeit, in der Neonatologie die Sterblichkeit bei Risiko-Lebendgeborenen > 32 SSW.

In 2018 waren 3 mütterliche Sterbefälle in Berlin zu verzeichnen, 2 davon im Zusammenhang mit der Geburt. Alle Fälle wurden für die Fachgruppe nachvollziehbar in ausführlichen Stellungnahmen erläutert.

Zur mütterlichen Morbidität finden sich in der Perinatalerhebung nur wenige Daten. Auffallend ist die Zunahme der Fälle mit Hysterektomie/Laparotomie post partum im Verlauf der letzten 5 Jahre mit 94 dokumentierten Fällen in 2018 gegenüber 23 in 2014. Eine Sonderauswertung durch das QBB zeigt hier einen klaren Zusammenhang mit dem Geburtsrisiko Zustand nach Sektio.

Bei der Diskussion der neonatalen Todesfälle war es für 2018 erstmals möglich, die Fälle mit den geburtshilflichen Daten zusammenzuführen. Unter den insgesamt 20 Fällen befanden sich allein 3, bei denen reife Kinder nach vaginalen BEL-Geburten ohne weitere geburtshilfliche Risiken verstorben sind. Dies war Anlass, das geburtshilfliche Management der BEL-Geburt in Berlin über die letzten 5 Jahre näher zu betrachten. Hier zeigt sich, dass eine Tendenz zur Konzentration vaginaler BEL-Geburten auf wenige Kliniken bereits zu verzeichnen ist, was im Hinblick auf die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Expertise pro Geburtshelfer wünschenswert scheint. In 3 Kliniken werden zwischen 15 und 50 vaginale BEL-Geburten p. a. durchgeführt, in weiteren 7 Kliniken zwischen 5 und 15. In den übrigen 8 Kliniken handelt es sich lediglich um Einzelfälle.