Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 219-226
DOI: 10.1055/s-0039-3402950
Wissenschaftliche Sitzung am 20. 03. 2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch vs. Curettage

M Zaghloul Abu Dakah
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Publication Date:
21 February 2020 (online)

 

Einführung: Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch gilt als eine einfache und effektive Alternative zu der Curettage. Zu den Hauptvorteilen gehört die Möglichkeit früher zu intervenieren, während der operative Abbruch später möglich ist. Bis zur 9. Schwangerschaftswoche (SSW) können beide Methoden verwendet werden. Welche Methode gewählt wird, ist von der Beratung, der Information über die Medien und auch vom behandelnden Arzt abhängig. Ziel der Untersuchung war es, Vor- und Nachteile beider Methoden zu überprüfen und zu einer ergebnisbasierten Beratung vor dem Eingriff beizutragen.

Methoden: Für diese Darstellung wurde in der Tagesklinik eine anonyme Umfrage von Patientinnen, die sich einem Schwangerschaftsabbruch unterzogen haben, durchgeführt, unsere OP-Statistiken ausgewertet und mit den Ergebnissen größerer Studien verglichen.

Ergebnisse: In unserer eigenen Tagesklinik haben wir seit 2011 zunehmende Zahlen von medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen und wir nähern uns dem deutschlandweitem Durchschnitt von ca. 20% an. Der häufigste Grund, zur Wahl der Curettage, (9 von 47 Befragten) unserer Patientinnen ist, dass die Schwangerschaft zu spät festgestellt worden ist. Aber auch die Angst vor dem Ausstoß und Schmerzen war laut Patienten ein wichtiger Faktor. Nur 2 Patienten wurden gar nicht erst über die medikamentöse Alternative informiert. Im Vergleich waren die häufigsten Gründe, einen medikamentösen Abbruch zu wählen, die Angst vor der OP (6 von 22 Befragten) oder der Narkose. Auch Komplikationsrisiken wurden untersucht. Medikamentöse Abbrüche hatten häufiger Re-Curettagen zur Folge und waren auch insgesamt sechsfach erhöht. Auch eine größere Studie aus den USA zeigt ähnliche Ergebnisse. Das Risiko von Minor Komplikationen im Allgemeinen ist bei medikamentösen Abbrüchen signifikant höher. Zum Beispiel ist das relative Risiko einer Persistenz der Schwangerschaft um das Vierfache erhöht. Das Risiko für Spätfolgen bei nachfolgenden Geburten ist bei beiden Gruppen gleich hoch.

Schlussfolgerung: Die Curettage ist nach wie vor eine effektive und sichere Option zum Schwangerschaftsabbruch. In dem Zeitraum, in dem beide Methoden gewählt werden können, ist es schlussendlich Patientenpräferenz solange es keine weiteren Kontraindikationen gibt. Wir empfehlen eine weitere Beobachtung der Situation.