Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 219-226
DOI: 10.1055/s-0039-3402944
Wissenschaftliche Sitzung am 16. 01. 2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Friedrich Schauta (1849 – 1919) – Lehrer und Konkurrent von Ernst Wertheim. Erinnerung anlässlich seines 100. Todestages

AD Ebert
Praxis für Frauengesundheit, Gynäkologie & Geburtshilfe, Berlin
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Publikationsdatum:
21. Februar 2020 (online)

 

Friedrich Schauta wurde am 15. Juli 1849 in Wien geboren. Sein Vater war der „Generalordens- und Balleikassier“ des Deutschen Ritterordens Friedrich Schauta (1822 – 1895) und als Kunstmaler bekannt. Friedrich Schauta jun. studierte Medizin in Wien, (1868 – 1871, 1871 – 1873, 1874), Würzburg (1871) und Innsbruck (1873). Schon als Student führte er erste wissenschaftliche Studien im von Professor Ernst Wilhelm von Brücke (1819 – 1892) geleiteten Wiener Institut für Physiologie durch. 1874 wurde Schauta promoviert und trat 25jährig als Operationszögling in die Wiener Chirurgische Klinik von Johann Heinrich Freiherr Dumreicher von Österreicher (1815 – 1880) ein. Nach Beendigung dieser operativen Lehrzeit ging er an die geburtshilfliche Klinik von Josef Späth (1823 – 1896). Hier arbeitete Schauta von 1876 bis 1881 als Assistent. 1881 wurde er habilitiert und ging kurze Zeit später als „supplierender Professor“ für Geburtshilfe und Gynäkologie nach Innsbruck. 1884 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor. 1887 wurde Friedrich Schauta als Nachfolger August Breiskys (1832 – 1889) an die deutsche Karls-Universität Prag berufen und 1891 erfolgte seine Berufung an die I. geburtshilflich-gynäkologische Universitätsklinik Wien, wo er Nachfolger Karl Ritter Braun von Fernwalds (1822 – 1891) wurde. Vielgeehrt setzte sich Schauta sein größtes Denkmal selbst durch seine wissenschaftlichen Arbeiten: Ab Juni 1901 begann er mit Entwicklung der erweiterten vaginalen Totalexstirpation des Uterus beim Zervixkarzinom, die heute noch seinen Namen trägt und die in Deutschland als Schauta-Stoeckel -Operation bekannt ist. Schauta entwickelte auch die sogenannten „Hilfs-Wissenschaften“ weiter, zu denen damals die Serologie, die Lehre von der inneren Sektion, die Bakteriologie und die pathologische Histologie zählten. Hofrat Friedrich Schauta starb am 10. Januar 1919 in Wien. Hervorragender Wissenschaftler, exzellenter akademischer Lehrer, gewandter Operateur, „…ein Mann von eisernem Fleiss, vom Ehrgeiz beseelt, Dauerndes zu schaffen…“ – viele Superlative finden sich in den Nachrufen der Zeitgenossen. „Das Leben ist ein Kampf, es muss durchgekämpft werden“, sagte Schauta zu seinem Assistenten Frankl. Schauta hatte das verdiente Glück, an seinem Lebensende auf eine große innovative Schule zurückblicken zu können. Allein die Namen Ernst Wertheim, Ludwig Adler, Fritz Hitschmann, Josef von Halban und Oskar Frankl legen davon Zeugnis ab.

 
  • Literatur

  • 1 Ebert AD, David M. „…Ein Mann von eisernem Fleiß, vom Ehrgeiz beseelt, Dauerndes zu schaffen…“ – Friedrich Schauta (1849–1919) zum 100. Todestag. Geburtshilfe Frauenheilkunde 2018; 78: 1185-1187