Osteologie 2020; 29(01): 49
DOI: 10.1055/s-0039-3402840
2. Freie Vorträge II
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Knochenumbaumarker bei Cushing-Patienten im longitudinalen Verlauf

L Braun
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
J Fazel
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
S Zopp
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
S Benedix
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
A Osswald-Kopp
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
A Riester
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
G Rubinstein
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
F Beuschlein
2   Universitätsspital Zürich, Zürich, Germany
,
M Drey
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
M Bidlingmaier
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
R Schmidmaier
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
,
M Reincke
1   Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
25 February 2020 (online)

 

Einleitung Das Cushing-Syndrom ist eine der klassischen Ursachen einer sekundären Osteoporose: Die Prävalenz der Osteoporose ist mit 60–80 % hoch. Allerdings mangelt es bisher an prospektiven Studien zur Entwicklung des Knochenstoffwechsels nach erfolgreicher Therapie der Grunderkrankung. Aus einige Studien ist bereits bekannt, dass Osteocalcin bei floriden Cushing-Patienten supprimiert ist. Auch andere Knochenumbaumarker, die in der Diagnostik der primären Osteoporose bereits etabliert sind, sind einigen Studien zufolge bei Cushing-Patienten supprimiert.

Methode Die Studie wurde im Rahmen des Deutschen Cushing-Registers durchgeführt. Bei 115 Patienten mit gesichertem Cushing-Syndrom wurde zum Diagnosezeitpunkt sowie zwei Jahre nach erfolgreicher Therapie eine Knochendichte erhoben. Zusätzlich wurden bei 54 dieser Patienten zum Diagnosezeitpunkt sowie ein (50 Patienten) und zwei Jahre (41 Patienten) postoperativ folgende Knochenumbaumarker im Plasma bzw. im Serum gemessen: Osteocalcin, Intact Prokollagen-I-N-Propeptid (PINP), Alkalische Knochenphosphathase, CTX-I (CrossLaps), TrAcP 5b (Chemilumineszenzimmunoassays, IDS-iSYS, Boldon, UK). Zum Vergleich wurden die gleichen biochemischen Marker bei 94 Patienten mit ausgeschlossenem Cushing-Syndrom bestimmt.

Ergebnisse Zum Diagnosezeitpunkt lag messtechnisch bei 68 % der Cushing-Patienten eine Osteoporose oder Osteopenie vor (Mittelwert T-Score [minimaler T-Score nach DVO-Definition] = –1,5 ± 1,1). Zwei Jahre nach erfolgreicher Therapie des Cushing-Syndroms verbesserte sich der T-Score bei 60 % aller Patienten (Mittelwert T-Score 2-Jahre-postoperativ = –1,1 ± 1,0, p < 0.001). Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren bei Diagnose folgende Marker signifikant supprimiert: Osteocalcin (MCushing = 11,7 ± 14,4, MAusschluss = 16,2 ± 10,4, p ≤ 0.001), Intact PINP (MCushing = 48,1 ± 34,4, MAusschluss = 60,9 ± 44, p = 0.013) bzw. erhöht: TrAcP (MCushing = 2,2 ± 1,2, MAusschluss = 1,9 ± 1,0, p = 0.001). Osteocalcin und Intact PINP stiegen ein Jahr postoperativ deutlich an (MOsteocalcin = 40 ± 32 (250 % der Kontrollgruppe), MPINP = 157 ± 166 (257 % der Kontrollgruppe), wohingegen sie zwei Jahre postoperativ wieder abfielen (MOsteocalcin = 31 ± 27, MPINP = 93 ± 71). Die Knochenabbaumarker waren prä- und postoperativ unverändert. Es zeigten sich keine Unterschiede bezüglich der Knochenumbaumarker im Verlauf zwischen Cushing-Patienten mit oder ohne initialer Osteoporose/Osteopenie.

Diskussion In dieser Studie konnte erstmals gezeigt werden, wie sich die Glukokortikoid-induzierte Suppression der Knochenbildung rasch und überschießend erholt. Neben Osteocalcin steigt auch PINP postoperativ sehr deutlich an. Die Knochenabbaumarker zeigen keine signifikanten Veränderungen im Langzeitverlauf. Diese Erkenntnisse über den Knochenstoffwechsel nach Heilung des Cushing-Syndroms sollten bei einer etwaigen spezifischen Therapie beachtet werden.

Keywords Osteoporose, Cushing-Syndrom, Knochenumbaumarker

Korrespondenzadresse Leah Braun, Ludwig-Maximilians-Universität München, Ziemssenstraße 1, 80336 München, Deutschland, Germany

E-Mail Leah.Braun@med.uni-muenchen.de