Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(01): 67
DOI: 10.1055/s-0039-3402404
Abstracts
DVG
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitkonsequenzen nach Akutem-Hämorrhagischem-Durchfall-Syndrom (AHDS) beim Hund

E. Kaufmann
1   Medizinische Kleintierklinik, LMU München, München
,
K. Busch
1   Medizinische Kleintierklinik, LMU München, München
,
J. S. Suchodolski
2   Gastrointestinal Laboratory, Department of Small Animal Clinical Sciences, Texas A&M University,, TX, USA
,
B. D. Ballhausen
3   Tierklinik Haar,, Haar
,
F. Neuerer
4   Tierklinik Ismaning,, Ismaning
,
K. Hartmann
1   Medizinische Kleintierklinik, LMU München, München
,
S. Unterer
1   Medizinische Kleintierklinik, LMU München, München
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. Februar 2020 (online)

 

Einleitung Die Zerstörung der gastrointestinalen Barriere sowie eine intestinale Dysbiose sind in der Humanmedizin wichtige Faktoren in der Entwicklung von Allergien und immunbedingten Erkrankungen, insbesondere wenn sie in den ersten Lebensmonaten auftreten. Dazu vergleichbar entwickeln 42% der Hunde, die als Welpen eine Parvovirusinfektion durchgemacht haben, chronische Enteropathien. Es ist nicht geklärt, ob adulte Tiere infolge einer Darmbarrierestörung und Dysbiose ebenfalls ein erhöhtes Risiko für das Entstehen einer chronischen Magen-Darm-Erkrankung haben. Deshalb war das Ziel dieser Studie herauszufinden, ob erwachsene Hunde nach Überstehen eines AHDS ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer chronischen Enteropathie aufweisen.

Material und Methoden Siebzig Hunde mit AHDS wurden in die Studie einbezogen. Eine Kontrollgruppe von 51 Hunden ohne gastrointestinale Vorerkrankung wurde zum Vergleich herangezogen. Die Follow-up-Zeit betrug mindestens 12 Monate. Teilnehmende Hundebesitzer bekamen einen Fragebogen zugesandt, der Prozentsatz von Hunden mit chronischem Durchfall (> 3 Wochen) aus beiden Gruppen wurde mit dem Exakten Test nach Fisher verglichen.

Ergebnisse Zwischen der AHDS- und der Kontrollgruppe bestand ein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Entwicklung einer chronischen Enteropathie (AHDS 31%, Kontrolle 14%, p = 0,031). Hunde der AHDS-Gruppe wurden mit einem medianen Alter von 4,5 Jahren mit akuter Symptomatik in der Klinik vorgestellt (1–15 Jahre), die Kontrollhunde wiesen ein medianes Alter von 4 Jahren (1–15 Jahre) auf.

Schlussfolgerungen Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Hunde nach einer Episode mit AHDS ein erhöhtes Risiko haben, an chronischen Enteropathien zu erkranken. Der Zeitpunkt (Welpen- vs. Erwachsenenalter) des Auftretens einer massiven Darmschädigung scheint nicht der Hauptfaktor in der Entwicklung von Spätfolgen zu sein. Die Rolle anderer Risikofaktoren sollte in weiteren Studien herausgearbeitet werden.