Z Gastroenterol 2020; 58(01): e64-e65
DOI: 10.1055/s-0039-3402280
Poster Visit Session V Viral Hepatitis and Immunology: Saturday, February 15, 2020, 11:00 am – 11:45 am, Lecture Hall P1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ribavirin-Dauertherapie als Therapieoption bei chronischer Hepatitis E Virus-Infektion

M Casper
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
,
M Reichert
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
,
F Grünhage
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
2   GFO Kliniken Troisdorf – St. Johannes, Troisdorf, Germany
,
F Lammert
1   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Germany
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Publication History

Publication Date:
03 January 2020 (online)

 

Einleitung:

Chronische Verläufe von Hepatitis E Virus (HEV)-Infektionen bei Transplantatempfängern stellen ein zunehmendes klinisches Problem dar. Es ist davon auszugehen, dass 20 – 50% der HEV-Infektionen bei diesen Patienten chronisch verlaufen. Lebertransplantierte sind von einer fortschreitenden chronischen Hepatopathie und Transplantatversagen bedroht. 5 – 15% der Patienten erreichen unter einer off-label-Therapie mit Ribavirin kein dauerhaftes virologisches Ansprechen.

Fallbericht:

Bei einem 2008 aufgrund einer Leberzirrhose auf dem Boden einer chronischen Hepatitis B transplantierten Patienten wurde im Jahr 2012 im Alter von 73 Jahren eine HEV-Infektion (Genotyp 3) diagnostiziert. Unter Umstellung der Immunsuppression von Tacrolimus auf Mycophenolatmofetil konnte keine Ausheilung der chronischen Infektion erreicht werden. Eine off-label-Therapie mit Ribavirin (400 mg 1 – 0 – 1) wurde bei schlechter Verträglichkeit nach 2 Wochen abgebrochen. Unter einer an die Nierenfunktion angepassten Re-Therapie mit Ribavirin (200 mg 1 – 0 – 1) und Sofosbuvir (400 mg 1 – 0 – 0) über 12 Wochen als individueller Heilversuch sowie Deeskalation der Immunsuppression kam es im Jahr 2016 zu einer Negativierung der HEV-RNA-PCR. In der Folge kam es 3 Monate nach Beendigung der Therapie zu einem Relapse. Im Jahr 2017 wurde bei signifikanter Leberwerterhöhung (GPT > 100 IU/ml) eine an die Nierenfunktion (KDIGO 4) angepasste Re-Therapie mit Ribavirin (200 mg 1 – 0 – 0; im Verlauf alle 2 Tage) initiiert, durch die ein deutlicher Abfall der Viruslast (Ausgangswert 3,9 Millionen Kopien/ml) mit im Verlauf negativer PCR und Normalisierung der Leberwerte erreicht werden konnte. Nach einer Therapiedauer von > 20 Monaten kam es unter Therapieauslass nach 5 Monaten wiederum zu einem Relapse. Seither wird Ribavirin dauerhaft (200 mg 1 – 0 – 0 alle 2 Tage) fortgeführt. Hierunter sind die Transaminasen bei guter Verträglichkeit ohne Auftreten einer Anämie und stabiler Nierenfunktion normalisiert.

Diskussion:

Eine Ribavirin-Dauertherapie in der niedrigsten effektiven Dosis könnte für ausgewählte Patienten mit chronischer HEV-Infektion ohne dauerhaftes virologisches Ansprechen eine Therapieoption darstellen.