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DOI: 10.1055/s-0039-3402142
Die Therapie mit Alpha-1-Antitrypsin (AAT) assoziiert bei AAT-Mangel mit besseren Leber-bezogenen Parametern
Publication History
Publication Date:
03 January 2020 (online)
Hintergrund:
Die klassische Form des Alpha-1-Antitrypsin (AAT)-Mangels (Pi*ZZ-Genotyp) stellt aufgrund der Lungen- und Leberbeteiligung eine der häufigsten letal verlaufenden genetischen Erkrankungen dar. Während die intravenöse Augmentation mit AAT die Progression der Pi*ZZ-assoziierten Lungenerkrankung hemmt, stellt die Lebertransplantation bisher die einzige Therapieoption der Pi*ZZ-assoziierten Lebererkrankung dar. Da eine AAT-Gabe in vitro zu einer verminderten hepatozytären AAT-Expression führt und da exogenes AAT in experimentellen Mausmodellen hepatoprotektiv wirkt, evaluierten wir den Einfluss der AAT-Augmentation auf den Leber-Phänotyp bei Pi*ZZ-Patienten.
Methodik:
481 Pi*ZZ-Probanden ohne hepatische Komorbidität (336 deutsch, 62 österreichisch, 40 portugiesisch, 25 dänisch und 18 spanisch), davon 206 ohne und 275 mit AAT-Augmentation, erhielten eine systematische klinische und laborchemische Untersuchung. Die Lebersteifigkeit (LSM) wurde mittels transienter Elastografie bestimmt. Die Daten wurden für Alter, Geschlecht, BMI und Diabetes mellitus adjustiert.
Ergebnis:
Pi*ZZ-Probanden, die eine AAT-Augmentation erhielten, waren älter und hatten eine ausgeprägtere pulmonale Symptomatik (höherer CAT (COPD Assessment Test) und häufiger Heimsauerstofftherapie) als Nicht-augmentierte. Dahingegen zeigten Augmentierte niedrigere GGT- und AST-Werte (88 vs. 100 U/L, P= 0.008 und 77 vs. 71 U/L, P= 0.004). Außerdem wiesen sieeine geringere Lebersteifigkeit (6.1 vs. 6.7 kPa, P= 0.015) sowie verminderte APRI- und FIB-4-Werte (0.31 vs. 0.34 units, P= 0.001 und 1.28 vs. 1.38 units, P<0.0001) auf. Nur 10,6% der Augmentierten hatten LSM ≥10 kPa, hinweisend auf eine fortgeschrittene Leberfibrose, im Vergleich zu 15,8% der Nicht-augmentierten (P= 0.005). Zudem zeigte sich, dass eine längere Augmentation mit niedrigeren LSM assoziiert war (> 5 Jahre: 5.7 kPa, > 10 Jahre: 5.4 kPa, jeweils P<0.02 vs. Nicht-augmentierte (6,7 kPa)). Eine multivariable Analyse bestätigte die Assoziation zwischen der AAT-Augmentation und der Verbesserung dieser Leber-bezogenen Parameter.
Schlussfolgerung:
In einem Querschnitt einer großen Pi*ZZ-Patientenkohorte zeigte sich, dass die AAT-Augmentationstherapie positive Auswirkungen auf die Pi*ZZ-assoziierten Leberphänotypen haben könnte. Weitere, prospektive Studien sind nötig, um diese Observation zu bestätigen und die zugrundeliegenden Mechanismen aufzudecken.