Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E7
DOI: 10.1055/s-0039-3401086
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Outcome einer durchgeführten Valacyclovir Therapie bei einem symptomatischen CMV-infizierten Feten

AM Schütz
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
M Bruckner
2   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Neonatologie, Graz, Österreich
,
L Mileder
2   Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Neonatologie, Graz, Österreich
,
R Hochstätter
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
N Taumberger
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
U Lang
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
P Klaritsch
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Graz, Österreich
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Bei CMV-infizierten Feten, die bereits im Ultraschall Zeichen einer Infektion aufweisen, besteht ein hohes Risiko einer neurokognitiven Entwicklungsverzögerung. Studien berichten über eine maternale Valacyclovirtherapie, wodurch die Zahl an asymptomatischen Neugeborenen von 43% auf 82% gehoben werden konnte. (1) Wir beschreiben einen Fall, bei dem dieser Therapieansatz angewandt wurde.

Fallbericht:

26a G IV P I (Z.n. 2xAB) Zuweisung in der 24. SSW wegen fetaler Wachstumsrestriktion (FGR). Sonographisch lag die Biometrie bei akzeptablen Dopplern weit < 3. Pzt. und es zeigte sich ein ausgeprägter Aszites. Die Serologie, wie auch das Fruchtwasser- und Aszitespunktat ergaben einen CMV-positiven Befund. Aufgrund der fetalen Infektionszeichen wurde von einer Hyperimmunglobulingabe abgesehen und ab der 25+3 SSW eine off-label Behandlung mit Valacyclovir 2 g 4xtgl. durchgeführt. Die CMV-PCR war im Verlauf negativ und der Aszites verschwand vollständig. Ein in der 30. SSW durchgeführtes Schädel-MRT zeigte eine beginnende Mikrozephalie mit milder Ventrikulomegalie und V.a. Verkalkungen im Hirnparenchym. Aufgrund zunehmender Zentralisierung erfolgte in der 32+1 SSW die Schnittentbindung eines 1300 g (8. Pzt.) schweren Knaben (Apgar 5/8/9). Er erhielt einmalig Surfactant und CPAP-Atmungsunterstützung bis zum 3. LT. Die CMV-PCR in Liquor und Harn war positiv, weshalb eine Therapie mit Valganciclovir p.o. und zwischenzeitlich Ganciclovir i.v. etabliert wurde. Aufgrund einer therapieassoziierten Neutropenie wurde Filgrastim verabreicht, die Valganciclovir-Dosis halbiert und die Therapiedauer auf zwei Monate ausgeweitet. In der kranialen Sonografie fanden sich Verkalkungen im Bereich der Stammganglien. Eine Schädel-MRT im Alter von zwei Monaten zeigte eine verzögerte Hirnreifung mit geringer Myelinisierung. Mittels Hirnstammaudiometrie wurde eine Hypakusis links diagnostiziert, weshalb der Patient im Alter von zwei Jahren ein Cochlea-Implantat erhielt. In der letzten Entwicklungskontrolle bestand bei dem zweijährigen Knaben ein Mikrozephalus und einer laut BSID-III kognitiven Leistung im grenzwertig leicht- bis deutlich unterdurchschnittlichen Bereich.

Diskussion:

Es wurde eine pränatale Therapie mit Valacyclovir bei einer symptomatischen CMV Infektion des Feten durchgeführt. Trotz dieses neuen Therapieansatzes (1) konnten Langzeitproblem der konnatale CMV Infektion des Neugeborenen nicht gänzlich verhindert werden. Der beschriebene Erkrankungsverlauf ist charakteristisch, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass dieses Vorgehen zu einer milderen Ausprägung der Symptomatik geführt hat. (2)

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Abb. 1

Literatur:

[1] Leruez-Ville M, Ghout I, Bussières L et al. In utero treatment of congenital cytomegalovirus infection with valacyclovir in a multicenter, open-label, phase II study. Am J Obstet Gynecol. 2016 Oct;215(4):462.e1 – 462.e10.

[2] Ornoy A, Diav-Citrin O. Fetal effects of primary and secondary cytomegalovirus infection in pregnancy. Reprod Toxicol. 2006;21(4):399 – 409.