Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 381
DOI: 10.1055/s-0039-1697790
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Plasmapherese bei einem Hund mit Naproxenintoxikation

H Fischer
1   Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
R Dörfelt
1   Medizinische Kleintierklinik, Zentrum für klinische Tiermedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication History

Publication Date:
18 October 2019 (online)

 

Signalement und Vorbericht:

Jack Russell Terrier, weiblich, 2 Jahre. Der Patient wurde nach Aufnahme der 12-fachen nephrotoxischen Dosis (310 mg/kg) Naproxen 3 Stunden zuvor vorgestellt. Die klinische Untersuchung ergab keine Auffälligkeiten.

Diagnostik:

Die Labordiagnostik umfasste ein komplettes Differenzialblutbild, eine Blutgasanalyse, ein Gerinnungsprofil, klinisch-chemische Parameter und eine Blutgruppenbestimmung. Es zeigten sich nur milde Veränderungen wie Lymphozytose (3,95 × 109/l; Referenzbereich [RB]: 1,00–3,60 × 109/l), Hyperglykämie (6,80 mmol/l; RB: 3,79–6,58 mmol/l) und Hypoproteinämie (55,4 g/l; RB: 55,5–77,6 g/l). Die Werte für Albumin (42,2 g/l; RB: 31,3–43,0 g/l), Kreatinin (90 µmol/l; RB: 44–125 µmol/l) und Harnstoff (5,80 mmol/l; RB 3,52–10,78 mmol/l) lagen im Referenzbereich.

Therapie:

Nach induziertem Erbrechen erhielt der Hund eine intravenöse Flüssigkeitstherapie, Esomeprazol, Misoprostol, Antiemetika und Aktivkohle. Die Plasmapherese wurde mit der VETSmart® Maschine und dem Schlauch- und Filtersystem PEX 100 durchgeführt. Antikoagulation wurde durch Heparin erreicht. Während der 2-stündigen Plasmapheresesitzung wurde das 1,8-fache Plasmavolumen entfernt und zu je 50% mit HES 6% (130/0,42) und gefrorenem Frischplasma ersetzt. Der Hund tolerierte die Behandlung gut ohne Nebenwirkungen.

Blutproben zur Bestimmung der Naproxenkonzentration im Plasma wurden vor, während und nach der Plasmapherese gewonnen, bei -80 °C eingefroren und mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatografie analysiert. Die Naproxen-Plasmakonzentration entwickelte sich wie folgt: 110 µg/ml bei Vorstellung, 52 µg/ml nach 1 Stunde, 47 µg/ml nach 2 Stunden Plasmapherese und 97 µg/ml 20 Stunden nach Plasmapherese. Am 6. Tag nach Vorstellung lag die Naproxen-Plasmakonzentration bei 5 µg/ml.

Der Hund wurde am Tag nach der Plasmapherese mit oraler Therapie (Omeprazol, Misoprostol) entlassen. Die Kreatininkonzentration stieg nicht an, doch zeigte der Hund während der nächsten 5 Tage nach Entlassung milde, selbstlimitierende gastrointestinale Symptome.

Diskussion:

Bei unserem Patienten konnte mit Plasmapherese eine Halbierung der Naproxen-Plasmakonzentration erreicht werden. Da die Plasmapherese recht zeitnah durchgeführt wurde, könnte der Anstieg der Naproxen-Plasmakonzentration am Tag nach der Plasmapherese auf weitere gastrointestinale Resorption und Umverteilung zurückzuführen sein.