Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 380
DOI: 10.1055/s-0039-1697786
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Management eines reanimationspflichtigen Hundes unter „Real-Life-Bedingungen“

J Reiners
1   Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen, Duisburg
,
M Pichler
1   Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen, Duisburg
,
J Rektor
1   Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen, Duisburg
,
T Gröber
1   Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen, Duisburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
18 October 2019 (online)

 

Patientengut:

Fallbericht eines 6-jährigen Pinschermischlings (9 kg, männlich-kastriert, spanische Herkunft) der reanimationspflichtig wurde und unter finanziell limitierten Bedingungen über die Weihnachtsfeiertage therapiert wurde.

Fallbeschreibung:

Der Hund wurde mit Kreislaufbeschwerden vorgestellt. Vorberichtlich hatte er 48 Stunden zuvor Rodentizide aufgenommen und war beim Haustierarzt erfolgreich mit Apomorphin behandelt worden. Der Infektionsstatus des Hundes hinsichtlich Blutparasiten war unbekannt.

Der Hund kollabierte bei der Anmeldung und wurde als reanimationspflichtig erkannt. Die Maulschleimhäute wiesen Petechien auf. Die Sofortmaßnahmen umfassten eine Herzdruckmassage, endotracheale Intubation, manuelle Beatmung, Legen eines peripheren Venenkatheters, Gabe von Adrenalin und Atropin sowie 2 Bolusgaben von Ringer-Infusionslösung (je 20 ml/kg). Bei der Venenpunktion erschien das Blut hämolytisch. Es wurden eine Vollbluttransfusion und Vitamin K verabreicht. Die Reanimation verlief erfolgreich.

Das Allgemeinbefinden war ab dem Folgetag gut, allerdingt zeigte sich eine ausgeprägte Leukozytose und Anämie sowie eine milde Thrombozytopenie. Im Blutausstrich fanden sich Sphärozyten und Hinweise auf eine regenerative Anämie. Blutbildkontrollen erfolgten täglich, auf weiterführende Untersuchungen wurde aus Kostengründen verzichtet. Der Hund erhielt Amoxicillin-Clavulansäure. Drei Tage nach der Reanimation erfolgte die Entlassung bei gutem Allgemeinbefinden. Eine Kontrollblutuntersuchung 4 Tage später ergab einen deutlichen Rückgang der Leukozytose, eine Thrombozytose und einen Hämatokrit von 35%. Die Vitamin-K-Therapie wurde für 3 Wochen fortgeführt. Der Patient blieb die folgenden 9 Monate symptomfrei. Die genaue Pathogenese konnte nicht geklärt werden.

Falldiskussion:

Die schnelle Erkennung des reanimationspflichtigen Zustands des Patienten mit sofortiger Einleitung koordinierter lebensrettender Maßnahmen war entscheidend für die erfolgreiche Reanimation des Hundes, was auch die klinischen Leitlinien der RECOVER-Initiative betonen [1]. Nach aggressiver initialen Therapie kam es zu einer raschen Stabilisierung des Allgemeinzustands des Patienten, was eine zeitnahe Entlassung ermöglichte.

Ätiologisch könnten insbesondere eine unzureichende Emesis mit konsekutiver Cumarinintoxikation, Hypotonie nach Apomorphingabe und eine sekundäre hämolytische Anämie (z.B. durch Babesiose) zum Kollaps des Patienten geführt oder beigetragen haben.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz:

Durch eine problemorientierte Herangehensweise können notfallmedizinische Fälle auch bei limitierten diagnostischen und finanziellen Möglichkeiten zufriedenstellend betreut werden.

Literatur:

[1] Fletcher DJ, Boller M, Brainard BM, Haskins SC, Hopper K, McMichael MA, Rozanski EA, Rush JE, Smarick SD; American College of Veterinary Medicine; Veterinary Emergency and Critical Care Society. RECOVER evidence and knowledge gap analysis on veterinary CPR. Part 7: Clinical guidelines. J Vet Emerg Crit Care 22 (S1) 2012, pp S102-S131