Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 379
DOI: 10.1055/s-0039-1697783
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bakterielle Oberflächenbelastung in einer veterinärmedizinischen Anästhesieabteilung

A Gollwitzer
1   Klinik für Kleintiere (Chirurgie), Klinikum Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
C Ewers
2   Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere, Klinikum Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
E Prenger-Berninghoff
2   Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere, Klinikum Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
,
S Tacke
1   Klinik für Kleintiere (Chirurgie), Klinikum Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication History

Publication Date:
18 October 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Messung der bakteriellen Belastung auf Oberflächen dient in vielen Bereichen einer orientierenden Hygienebeurteilung, z.B. in der Arzneimittelproduktion. Mit dem Ziel, einen Status quo der bakteriellen Umgebungskontamination zu erheben, wurde in der untersuchten Anästhesieabteilung die mesophile aerobe Gesamtkeimzahl (GKZ) auf verschiedenen Oberflächen erfasst. Die Erhebung diente außerdem der Identifizierung kritischer Stellen, um das Hygienemanagement im Rahmen der Qualitätssicherung an der untersuchten Klinik zu optimieren.

Methoden:

Monatlich wird zusätzlich zur laufenden Reinigung und Desinfektion eine Grundreinigung und Desinfektion der Operations- und Anästhesieräume („OP-Reinigung“) durchgeführt. Für die Untersuchung wurden 3 × 26 repräsentative Oberflächen (PS) in den Räumen und am Equipment der Anästhesieabteilung untersucht. Die Proben wurden zweimal nach OP-Reinigung und einmal vor der OP-Reinigung gewonnen. Die GKZ wurde in Anlehnung an die „Untersuchung von Bedarfsgegenständen – Bestimmung des Oberflächenkeimgehaltes auf Einrichtungs- und Bedarfsgegenständen im Lebensmittelbereich“ als koloniebildende Einheiten pro Quadratzentimeter (KbE/cm2) ermittelt. Da keine Normalverteilung der Daten vorlag, wurden die Ergebnisse mittels Chi-Quadrat-, Wilcoxon-, Mann-Whitney-U- und Friedmann-Test auf Abhängigkeit/Unabhängigkeit und statistische Signifikanz überprüft.

Ergebnisse:

An 48,7% (38/78) der PS konnte mindestens einmal eine Keimzahl von ≥1 × 101 KbE/cm2 festgestellt werden. PS, die neben der laufenden Reinigung und Desinfektion nicht von der OP-Reinigung erfasst wurden, wie mobiles Equipment, zeigten häufiger kritisch gewertete Keimzahlen ab > 101 KbE/cm2. PS, die von der OP-Reinigung erfasst wurden, z.B. Fußböden zeigten Keimzahlen ab 101 KbE/cm2 vorrangig vor der OP-Reinigung. Die Keimbelastung an den untersuchten Stellen unterschied sich vor und nach OP-Reinigung signifikant voneinander. Als kritische Stellen in Bezug auf die GKZ konnten Oberflächen von mobilem Equipment sowie häufig frequentierte Schrankoberflächen identifiziert werden.

Schlussfolgerung:

Mit der vorliegenden Arbeit konnte die Wirksamkeit der OP-Reinigung in Bezug auf die Reduzierung der GKZ bestätigt und kritische Oberflächen identifiziert werden. Auf dieser Grundlage wird eine gezielte Optimierung der Hygieneabläufe in der untersuchten Klinik möglich.