Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(05): 378
DOI: 10.1055/s-0039-1697781
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Narkosemanagement bei Hunden und Katzen in Niedersachsen

AK Samp
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
L Goossens
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
S Kästner
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Publication History

Publication Date:
18 October 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Untersuchung sollte zeigen, welche Punkte der Leitlinie der Fachgruppe VAINS zur anästhesiologischen Versorgung von Hunden und Katzen [1] in der täglichen Praxis umgesetzt werden.

Material und Methoden:

Alle in Niedersachsen gemeldeten Praxen und Kliniken, die Kleintiere behandeln, erhielten einen anonymen Fragebogen. Die Antworten von 454 tierärztlichen Einrichtungen (Rücklaufquote 36,6%) konnten deskriptiv ausgewertet werden.

Ergebnisse:

Die Mehrheit der Einrichtungen arbeitet ausschließlich mit Injektionsnarkose (54,8% bei Hunden, 60,7% bei Katzen). Bei Hunden wird ein venöser Zugang bei jedem Eingriff in 47,4%, bei Katzen in 8,3% der Fälle gelegt. In den meisten Einrichtungen erfolgt weder bei Hunden (41,4%) noch bei Katzen (50,9%) eine routinemäßige Intubation. Die Mehrheit der Einrichtungen verwendet immer Maßnahmen gegen Auskühlung. Eine Sauerstoffquelle liegt in 54,6% der Einrichtungen vor. Etwa 2 Drittel verfügen über die Möglichkeit, eine kontrollierte Beatmung durchzuführen. Xylazin ist das am häufigsten verwendete Sedativum (79,4%), gefolgt von Medetomidin und Diazepam. Ketamin stellt mit über 97% das am häufigsten verwendete Anästhetikum dar. Etwa 2 Drittel der Einrichtungen setzen bei Narkoseeinleitung zusätzliche Analgetika ein, hiervon über 60% nicht steroidale Antiphlogistika. Am beliebtesten sind Narkosegeräte der Firma Dräger (71,6%), gefolgt von Geräten mit Universalverdampfer. Isofluran ist das am häufigsten eingesetzte Narkosegas (95%), das in den meisten Fällen mit einem Tubus verwendet wird. 52,6% der Einrichtungen machten Angaben zum Monitoring. Am häufigsten werden Atemfrequenz und Reflexe überwacht, bei über 85% wird die Herzfrequenz regelmäßig kontrolliert. In unter 80% der Fälle werden kapilläre Füllungszeit und Puls überwacht und in weniger als die Hälfte der Einrichtungen findet während der Narkose eine Messung der Körpertemperatur statt. Das beliebteste technische Hilfsmittel ist das Pulsoxymeter.

Fazit:

Über die Hälfte der 454 befragten tierärztlichen Einrichtungen in Niedersachsen arbeitet ausschließlich mit Injektionsnarkose. Die meisten Protokolle basieren auf Ketamin in Kombination mit einem α2-Agonisten. Inhalationsnarkosen werden in der Regel mit Isofluran durchgeführt. Die in der anästhesiologischen Leitlinie festgehaltenen Empfehlungen werden in der täglichen Praxis vielfach nicht vollständig umgesetzt.

Literatur:

[1] Alef M, Driessen B, Hauschild G et al. Leitlinie Anästhesiologische Versorgung bei Hund und Katze. Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2016; 44 (4): 261–271