Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(S 01): S21-S22
DOI: 10.1055/s-0039-1697286
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Myrrhe, Kaffeekohle und Kamillenblüten zeigen entzündungshemmende und barrierestabilisierende Effekte in einem Zellmodell der intestinalen Mukosa

L Weber
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Leipzig, Deutschland
2   Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Deutschland
,
KH Goos
2   Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Deutschland
,
J Arnhold
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Leipzig, Deutschland
,
C Vissiennon
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Physik und Biophysik, Leipzig, Deutschland
2   Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Langenhagen, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. September 2019 (online)

 

Basierend auf jahrzehntelanger Erfahrung wird Myrrhinil-Intest®, eine Kombination aus Myrrhepulver (Commiphora molmol E.), Kaffeekohlepulver (Coffea arabica L.) und Kamillenblütentrockenextrakt (Matricaria chamomilla L.), zur Therapie verschiedener gastrointestinaler Erkrankungen genutzt. Aufgrundlage zunehmender klinischer Evidenz wurde das traditionelle pflanzliche Arzneimittel 2018 in die S3-Leitlinie zur Behandlung von Colitis ulcerosa aufgenommen [1].

Im Rahmen der vorliegenden Studie sollte der Einfluss von Myrrhe-, Kaffeekohle- und Kamillenblütenextrakt auf pathophysiologische Aspekte chronisch entzündlicher Darmerkrankungen evaluiert werden. Die entzündliche Kommunikation zwischen Immun- und Epithelzellen der Darmmukosa und die resultierende Barrierestörung wurden mithilfe eines komplexen Co-Kultur-Zellmodells betrachtet.

Hierfür wurden Caco-2 und HT29-MTX Zellen im Verhältnis 9:1 über 21 Tage auf Transwell-Einsätzen zu Epithelzellmonolagen ausdifferenziert und durch Co-Kultivierung mit LPS-aktivierten THP-1 Makrophagen über 48h entzündlich stimuliert. Zeitgleich erfolgte die Behandlung mit verschiedenen Konzentrationen der Pflanzenextrakte und der Positivkontrolle Budesonid. Die Sekretion von Cytokinen (IL6, TNF) und Chemokinen (IL8, MCP-1) wurde durch ELISA quantifiziert und die Barrierefunktion durch Messung des transepithelialen elektrischen Widerstands (TEER) bestimmt.

Myrrhe-, Kaffeekohle- und Kamillenblütenextrakt zeigten konzentrationsabhängige, hemmende Effekte auf die proinflammatorische Mediatorfreisetzung. Darüber hinaus führten höhere Konzentrationen von Myrrhe und Kaffeekohle zu einer TEER-Steigerung. Die mittleren inhibitorischen bzw. effektiven Konzentrationen sind in Tab. 1 dargestellt.

Tab. 1:

Übersicht der mittleren effektiven bzw. inhibitorischen Konzentrationen (EC50/IC50).

EC50 – TEER Steigerung

IC50 – Inhibition der Cytokin-/Chemokinfreisetzung

IL6

TNF

IL8

MCP-1

Myrrheextrakt

0,1 – 100 µg/ml

67 µg/ml

9 µg/ml

13 µg/ml

34 µg/ml

36 µg/ml

Kaffeekohleextrakt

1 – 500 µg/ml

108 µg/ml

129 µg/ml

62 µg/ml

132 µg/ml

Kamillenblüten-trockenextrakt

0,1 – 200 µg/ml

35 µg/ml

62 µg/ml

Alle drei Pflanzenextrakte wirkten somit der entzündungsfördernden Kommunikation zwischen Immun- und Epithelzellen entgegen. Zudem konnten für Myrrhe und Kaffeekohle barrierestabilisierende Effekte beobachtet werden. Myrrhe zeigte in beiden Bereichen die stärksten Effekte.

Literatur:

[1] Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Z Gastroenterol 2018; 56: 1087 – 1169