Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(S 01): S12
DOI: 10.1055/s-0039-1697272
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Unter welchen Bedingungen zeigt Kavaextrakt die besten anxiolytischen Effekte? Ergebnisse einer offenen Anwendungsstudie

K Kuchta
1   Klinik für Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, Göttingen, Deutschland
,
M Hladikova
2   Abteilung für Med. Informatik, 2. Med. Fakultät der Karls-Universität, Prag, Tschechische Republik
,
M Schmidt
3   Herbresearch, Mattsies, Deutschland
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Publication Date:
09 September 2019 (online)

 

Zubereitungen aus Kavawurzelstock (Piper methysticum G. Forst.) wurden in Deutschland zugelassen für die von der Kommission E definierte Behandlung nervöser Angst-, Spannungs- und Unruhezustände. Das Risiko möglicher Lebernebenwirkungen wurde auf der Basis der Fakten für minimal erklärt [1, 2]. Aktuell hat das HMPC die Hypothese aufgeworfen, dass unter der Kommission-E-Indikation die generalisierte, neurotische Angst (GAD) nach ICD-10 F41.1 zu verstehen sei [3]. Das BfArM folgte dieser Ansicht und stellte daraufhin fest, dass es hierzu nur wenig klinische Belege gibt. Die Konsequenz war die erneute Androhung der Versagung der Zulassungen mit dem Argument des Wegfalls des „well-established use“. Unter welchen Umständen wirkt aber Kavaextrakt nun am besten? Um diese Frage zu beantworten, war bereits im Jahr 2001 eine offene Anwendungsstudie mit einem ethanolischen Kavaextrakt durchgeführt worden, deren Ergebnisse nun ausgewertet wurden.

156 Patienten wurden über eine durchschnittliche Dauer von 30,4 Tagen mit Kavaextrakt mit zumeist 100 – 150 mg Kavalactonen in der Tagesdosis behandelt. Es wurden 12 typische Angstsymptome ausgewertet. Bei allen Symptomen, aber ganz besonders bei nervöser Spannung und Unruhe, ergab sich am Ende der Studie eine signifikante und klinisch relevante Verbesserung (p < 0,001). Dabei zeigte sich, dass die Verbesserungen des Gesamtscores mit steigender Beschwerdedauer vor Behandlung schwächer ausfielen: Bei Beschwerden von 2 Monaten Dauer betrug die Score-Reduktion im Durchschnitt 12,3 Punkte, bei chronischen Beschwerden von mehr als 6 Monaten Dauer dagegen nur 2,9 Punkte. Die Anwendungssicherheit war ohne negative Befunde, dies schloss die Auswertung von Laborparametern einschließlich Leberwerten ein.

In dieser Studie sprachen insbesondere kurzfristige, nicht chronifizierte und situative Angstbeschwerden auf die Gabe von Kavaextrakt an. Dies widerspricht der Zuordnung der Indikation von Kava zu GAD-Beschwerden, wie sie vom HMPC vorgenommen wurde.

Literatur:

[1] Kraft K. Z Phytother 2014; 35: 186 – 189

[2] Kuchta K et al. Planta Med 2015; 81: 1647 – 1653

[3] Final Assessment Report on Piper methysticum G. Forst., rhizoma. EMA/HMPC/450589/2016