Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(S 01): S6
DOI: 10.1055/s-0039-1697258
Plenarvorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adaptogene am Beispiel von Rhodiola-rosea-Extrakt

A Eckert
1   Neurobiology Lab for Brain Aging and Mental Health, Research Platform Molecular & Cognitive Neuroscience, University of Basel, Switzerland
2   Psychiatric University Clinics Basel, Basel, Switzerland
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Publication History

Publication Date:
09 September 2019 (online)

 

Der Begriff „Adaptogen“ wurde Mitte der 50er-Jahre von dem russischen Wissenschaftler Nicolai Vasilevich Lazarev geprägt, der feststellte, dass bestimmte Pflanzeninhaltsstoffe dabei helfen, die Belastungs- und Stressresistenz des Körpers zu erhöhen, wodurch Müdigkeit, Stress und depressive Stimmung gelindert werden [1]. Diese stressabschirmenden Effekte der Adaptogene liegen in der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts verschiedener Mechanismen, die mit der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse (HPA-Achse) in Verbindung stehen. Dazu gehört auch die Regulation von Schlüsselmediatoren der Stressantwort, wie z.B. Cortisol. Chronischer Stress führt zu einer Entgleisung der HPA-Achse, gekennzeichnet durch erhöhte Cortisolspiegel.

Rhodiola rosea L., auch als Rosenwurz oder Goldwurz bekannt, ist in Nordeuropa und den Bergregionen Europas und Asiens weit verbreitet. Rosenwurz hat sich in vielen Ländern als „Anti-Stress-Pflanze“ etabliert, in Russland und in Skandinavien ist das Dickblattgewächs nicht mehr aus der traditionellen Medizin wegzudenken. Das Rhizom der Pflanze besitzt einen besonderen, charakteristischen Gehalt an Bestandteilen der Familie der Phenylpropanoide: Rosavine, Rosine, Rosarine, daher der Rosengeruch. Die adaptogene Wirkung lässt sich hauptsächlich auf die Inhaltsstoffe Salidrosid und Rosavin zurückführen.

Eine kleine Anzahl von In-vivo- und In-vitro-Studien zeigte, dass eine Behandlung mit Rhodiola-rosea-Extrakt: i) einen Anstieg des Cortisolspiegels im Blut und die Produktion stressinduzierter reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) verhindert; ii) die neuronale Differenzierung fördert; iii) die Neuroinflammation reduziert; und iv) die BDNF-Expression im Hippocampus erhöht [2, 3]. Die Mechanismen, mit denen der Extrakt auf das Nervensystem einwirkt, sind weitgehend unbekannt.

Der Vortrag präsentiert eine Übersicht des derzeitigen Kenntnisstandes über die Wirkung und Wirkmechanismen von Rhodiola-rosea-Extrakt.

Literatur:

[1] Panossian A et al. Phytomedicine 2010; 17: 481 – 493

[2] Yang SJ et al. Pharmacol Biochem Behav 2014; 124: 451 – 457

[3] Zhao HB et al. Cell Biol Int 2014; 38: 462 – 471