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DOI: 10.1055/s-0039-1696286
Psychometrische Diagnostik in der Versorgung von Suchtpatienten – Validierung und klinische Aussagekraft von ausgesuchten Craving-Skalen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
03. September 2019 (online)
Einleitung Das RDoC-Projekt wurde vom US-amerikanischen National Institute of Mental Health entworfen, um unter Einschluss von beobachtbarem Verhalten und neurobiologischen Grundlagen neue Wege bei der diagnostischen Einteilung psychiatrischer Erkrankungen zu finden. Darauf aufbauend wurden die Addiction Neuroclinical Assessments für Suchterkrankungen entwickelt. Allerdings erfordern beide vorgeschlagenen Systematiken einen hohen Aufwand, der dem Einsatz im klinischen Alltag entgegensteht. Aus diesem Grund wird von uns eine klinische Basisdokumentation entwickelt, die bestimmte suchtassoziierte Merkmale mit Hilfe von Selbstbefragungsbögen strukturiert und in elektronischer Form erfassen soll. Ziel der hier dargestellten Auswertung ist es, die Validität, sowie die klinische Aussagekraft ausgewählter Craving-Fragebögen für eine multidimensionale Diagnostik aufzuzeigen.
Methodik Es wurde eine retrospektive Auswertung eines im Zeitraum Dezember 2015 – Januar 2018 erhobenen Datensatzes durchgeführt, der an über 600 Patientenfällen der Suchtklinik Mannheim erhoben wurde. Behandlungsindikation waren verschieden Suchterkrankungen, einschließlich Abhängigkeit von Alkohol, Cannabinoiden, Opioiden, Kokain und anderen Stoffen. Es wurden folgende Selbstbeurteilungsskalen verwendet: die Penn Alcohol Craving Scale, die Mannheimer Craving Scale und der Craving Automated Scale for Alcohol. Für diese lagen wöchentliche Erhebungen über den Verlauf einer Qualifizierten Entzugsbehandlung vor. Die Fragebögen wurden auf ihre Validität und Reliabilität mittels Prüfung der internen Konsistenz, Re-Test-Reliabilität, Faktorenanalyse, sowie Stabilitätstestung analysiert und bewertet. Zusätzlich werden auch relevante klinische Daten wie z. B. Familienanamnese, Komorbiditäten, verordnete Medikamente, und Rückfälle während der Behandlung zusammen mit den Craving-Daten ausgewertet.
Ergebnis In der vorliegenden relativ großen Stichprobe konnte die vorberichtete gute Validität der ausgewählten Craving-Instrumente bestätigt werden. Wie erwartet nimmt das berichtete Craving über den 3 – 4-wöchigen Behandlungszeitraum bei den meisten Patienten ab. Die weitere Auswertung läuft.
Diskussion Insgesamt zeigt sich, dass die international etablierten Skalen sich in digitalisierter Form einfach in den klinischen Alltag einbinden lassen und den Verlauf der Erkrankung abbilden. Inwiefern es möglich sein wird, mit den ausgewählten Instrumenten verlaufstypische Subgruppen zu identifizieren, wird sich in der weiteren Auswertung zeigen