Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696238
Symposien
S41 Spezielle Patientengruppen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pränatale Methamphetamin Exposition (PME)

maternale Besonderheiten und Charakteristika
F Haarig
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
,
L Harst
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
,
J Schmitt
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
,
S Deckert
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Hintergrund Neben Freizeitkonsumenten stellen Konsumenten im Kontext der Elternschaft eine relevante Zielgruppe für den missbräuchlichen Gebrauch von Methamphetamin dar (Milin et al., 2014). Aufgrund von Menstruationsstörungen sowie eines erhöhten Sexualdrangs kommt es bei Crystal-Konsumentinnen vermehrt zu ungewollten Schwangerschaften (Steinberg et al., 2011). Diese Konsumenten gelten als Risikogruppe (S3-Leitlinie Methamphetamin-bezogene Störungen, 2016), da der Substanzkonsum vor allem in der Schwangerschaft hochproblematisch ist (Neonatales Abstinenzsyndrom). Aktuell existiert keine vollumfängliche Übersicht zum Risikoprofil Methamphetamin-konsumierender schwangerer Frauen, um Prävention und Frühintervention zu optimieren.

Fragestellung: Welche internationale Evidenz gibt es zur Charakteristika Methamphetamin-konsumierender schwanger Frauen?

Methode Es wurde eine Systematische Literaturrecherche zur Identifikation von Studien zu den Auswirkungen einer pränatalen Einnahme von Methamphetamin auf die neonatale Entwicklung (nach PEO-Kriterien; Khan et al., 2002) in den Datenbanken Medline, Embase und PsycInfo durchgeführt. Eine Handsuche (Journals, Homepages, Referenzsuche) erfolgte zusätzlich. Folgende Studieneinschlusskriterien wurden herangezogen:

  • Population: Schwangere oder Mutter-Kind-Paare

  • Exposition: Maternaler Methamphetamin-Konsum

  • Outcome: neonatale Entwicklung des Kindes (körperlich, motorisch, kognitiv, sprachlich, sozial-emotional)

  • Design: prospektive oder retrospektive Kohortenstudien

Ergebnisse Von 690 initialen Treffern wurden 656 im Title-Abstract-Screening ausgeschlossen. Von den 34 Volltexten genügten drei nicht dien methodischen Anforderungen. 31 Referenzen konnten somit als relevant identifiziert werden. Im Vergleich zu schwangere Frauen ohne Drogenkonsumhaben Frauen, die in der Schwangerschaft Methamphetamin konsumieren, durchschnittlich einen geringeren sozio-ökonomischen Status, keinen Partner bei Kindesgeburt sowie mehr psychosoziale (Perspektivlosigkeit) und psychische Probleme (u. a. Depression, Traumata). Zudem konsumieren Frauen signifikant häufigerzusätzliche Drogen (Tabak, Alkohol, Marihuana).

Diskussion Die vorliegenden Daten zeigen erstmalig ein Risikoprofil junger Methamphetamin-konsumierender schwangerer Frauen auf.Der Konsum von Methamphetamin kann als Bewältigungsstrategie vorhandener anderer Probleme fungieren (Milin et al., 2014).

Implikationen: Prävention und Frühintervention sollte bereits in jungen Jahren (Schule) ansetzen, um eine spätere Drogenproblematik vorzubeugen. Arbeitstätige an Schnittstellen der Versorgung (gynäkologische Praxen, Schwangerschaftsberatungen) sollten geschult werden, potentielle Risikopersonen zu erkennen, um ihnen schneller einen Weg in die Versorgung zu bahnen.