Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696145
Symposien
S17  Alkohol- und Tabakkonsum in der Schwangerschaft – Epidemiologie, Bedingungen und Interventionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kurzberatung zum Rauchstopp in Schwangerschaftsberatungsstellen

Einstellungen und Kompetenzen von Beraterinnen
S Ulbricht
Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention
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Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Einleitung Tabakrauchen während der Schwangerschaft wird maßgeblich durch den sozialen Status bestimmt. Es wurde ein Kurzberatungsangebot zum Rauchstopp in 28 von 39 Schwangerschaftsberatungsstellen Mecklenburg-Vorpommerns implementiert. Über 6 Monate wurden dort 693 Kurzberatungen dokumentiert. Im Beitrag werden Daten einer Befragung der Beraterinnen vor der Implementierung präsentiert.

Methode Zu Beginn einer halbtägigen Schulung wurden alle teilnehmenden Beraterinnen (N = 33) schriftlich befragt. Diese waren im Mittel 49 Jahre alt (SD= 8,8; Spannweite: 30 – 61). Ein Anteil von 66,7% (n = 22) arbeitete seit mehr als 10 Jahren in der Schwangerenberatung. Ein Anteil von 27,7% (n = 9) gab an zu rauchen.

Ergebnisse Die Wichtigkeit, rauchende Schwangere zum Rauchstopp zu beraten, schätzten die Befragten auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) im Mittel mit 3,4 (SD= 2,5) ein. Den Rauchstatus der Schwangeren bzw. des Partners im Gespräch gelegentlich, selten oder nie zu erfragen gaben 22 (66,7%) bzw. 28 (86,8%) der Beraterinnen an. Gefragt auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht gut) bis 5 (sehr gut) schätzten die Befragten ihre Kompetenzen, Schwangere zum Rauchstopp zu beraten, im Mittel mit 2,8 (SD= 0,9) ein. Die Effektivität von Behandlungsformen der Tabakabhängigkeit ohne aktuelle Evidenz (z. B. Hypnose) wurde ähnlich hoch eingeschätzt wie die von Behandlungsformen mit Evidenz (z. B. Nikotinersatztherapie). Die höchste Wirksamkeit wurde dem Einsatz von Willenskraft zugeschrieben.

Diskussion Schwangere zum Rauchstopp zu beraten hatte im Setting der SBS, vor der Implementierung der Kurzberatung, keine Priorität. Die Vermittlung von Wissen zu evidenzbasierten Behandlungsformen der Tabakabhängigkeit erwies sich als notwendig. Auch war die Prävalenz des Tabakrauchens unter den Beraterinnen hoch.