Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S74
DOI: 10.1055/s-0039-1696001
Poster
Postersitzung – Fetaler Ultraschall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zu viel Wasser? – Outcome von 72 Feten mit pränatal diagnostiziertem Polyhydramnion

A Polasik
1   Universitätsklinik Ulm, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
,
TWP Friedl
1   Universitätsklinik Ulm, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
,
K Lato
1   Universitätsklinik Ulm, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
,
W Paulus
1   Universitätsklinik Ulm, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
,
W Janni
1   Universitätsklinik Ulm, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
,
U Friebe-Hoffmann
1   Universitätsklinik Ulm, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ulm, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
28 August 2019 (online)

 

Einführung:

Das pränatal diagnostizierte Polyhydramnion hat eine Inzidenz von ca. 0,2 – 1,6% und ist, abhängig von seiner Ursache, oft mit einem adversen fetalen Outcome vergesellschaftet.

Patienten und Methode:

72 Frauen mit Einlingsgravidität und pränatal diagnostiziertem Polyhydramnion, die sich vom 01.01.2008 – 31.12.2017 in der 18+0 bis 22+6 Schwangerschaftswoche am Perinatalzentrum der Universitätsfrauenklinik Ulm vorstellten, wurden einer beschreibenden retrospektiven Single-Center-Analyse hinsichtlich fetaler Fehlbildungsraten, Schwangerschaftsverlauf sowie perinatalem Outcome unterzogen.

Ergebnisse:

Bei 28 (38,9%) der Feten lag pränatal ein isoliertes Polyhydramnion vor, während 44 (61,1%) der Kinder zusätzliche strukturelle und/oder chromosomale Auffälligkeiten zeigten. Diese verteilten sich wie folgt: 16 (22,2%) kardiovaskulär, 5 (6,9%) urogenital, 11 (15,3%) muskuloskeletal, 1 (1,4%) thorakal, 14 (19,4%) gastrointestinal, 9 (12,5%) zerebro-spinal, 7 (9,7%) chromosomal und 12 (16,7%) andere. Bei 19 Feten wurde mehr als eine Auffälligkeit diagnostiziert. In 14 (19,4%) Fällen trat das Polyhydramnion im Rahmen einer mütterlichen diabetogenen Stoffwechsellage auf; in einem Fall konnte eine frische CMV-Infektion als Ursache nachgewiesen werden.

Bei 12 (16,7%) Schwangerschaften kam es aufgrund einer Abruptio oder eines IUFT zu einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft, wovon alle Feten zusätzliche Fehlbildungen/Auffälligkeiten aufwiesen. Daraus resultierte eine für Feten mit assoziierten Anomalien insgesamt niedrigere Lebendgeburtenrate im Vergleich zu Feten mit isoliertem Polyhydramnion (72,7% vs. 100,0%, p = 0,002). Bei nur einem der Kinder mit Polyhydramnion wurde eine strukturelle Anomalie erst post partum nachgewiesen (Epidermiolysis bullosa junctionalis mit Integrin α6β4-Defizienz und Pylorusatresie).

Schlussfolgerungen:

Die Diagnose des Polyhydramnions sollte ein intensives Organscreening nach sich ziehen und bei assoziierten Fehlbildungen eine invasive Diagnostik angeboten werden. Bei sonografisch isoliertem Polyhydramnion wird die zeitnahe Durchführung eines 75 g OGTT sowie einer TORCH-Serologie empfohlen. Serielle Punktionen können hier zu einer deutlichen Verlängerung der Schwangerschaftsdauer beitragen.