Ultraschall Med 2019; 40(S 01): S32
DOI: 10.1055/s-0039-1695891
Vorträge
Wissenschaftliche Sitzung: Notfallsonografie II, CEUS Niere
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ultraschall-gestützte Blockade einzelner Äste des Plexus cervicalis in der Notfallambulanz

E Schöll
1   Merian Iselin Klinik, Ortho-Notfall, Basel, Switzerland
,
L Vigh
1   Merian Iselin Klinik, Ortho-Notfall, Basel, Switzerland
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Publication Date:
28 August 2019 (online)

 

Fragestellung:

Ultraschall-gestützte Regionalanästhesie (RA) kleinster oberflächlicher Nerven wird meist in Schmerzambulanzen durchgeführt. Plexus cervicalis-Äste, welche ebenfalls bei Halsoperationen betäubt werden, werden dabei meist blind mit bis zu 30 ml Lokalanästhetikum (LA) umspült, was durch Mitbetäubung nahegelegener Nerven oder Verletzung angrenzender Strukturen zu Komplikationen führen kann. Der N. auricularis magnus (NAM) sowie die Nn. supraclaviculares (NSC) sind mit hochauflösenden Ultraschallsonden mittlerweile identifizierbar, was deren selektive Blockade auch auf Notfallstationen (NFS) zur Analgesie oder für operative Versorgungen möglich macht.

Methodik:

Patienten (> 18 Jahre) mit Claviculafraktur oder Akromioclaviculargelenks (AC)-Sprengung, welche nicht unmittelbar für eine Operation vorgesehen waren, wurde die NSC-Blockade als Analgesie bis zur OP am Folgetag angeboten.

Patienten, welche mit Verletzungen oder entzündlichen Prozessen im Bereich von NAM oder NSC die NFS aufsuchten, wurde der entsprechende Nerv selektiv betäubt. Als LA diente Bupivacain 0,5% sofern eine langanhaltende Wirkung erwünscht war, sowie Prilocain 2% für die reine Wundversorgung.

Kontraindikationen waren Allergien auf LA, Infekte im Punktionsbereich oder die Ablehnung durch die Patienten. Die Visualisierung von NAM, NSC sowie Punktionskanüle erfolgte mit einem MINDRAY TE5, Sonde L16 – 4HE.

Die NAM-Identifikation erfolgte am Hinterrand des M. sternocleidomastoideus, die der NSC an ihrer Vereinigung unter der oberflächlichen Halsfaszie.

Ergebnisse:

Von 02/2018 bis 02/2019 wurden 17 Patienten (w 4, m 13), mittleres Alter 45 Jahre (min 18,4; max 100,5) behandelt. Zugrundeliegende Pathologien waren entzündliche Prozesse des Ohres (7), Ohrmuschellazerationen (3), Claviculafrakturen (4), AC-Gelenks-Sprengungen (2), ein entzündetes Atherom im Schulterbereich. NAM (10) bzw. NSC (7) wurden selektiv aufgesucht und mit 3,5 ml (min 2, max 5) LA umspült. Bei der Resektion des Schulteratheroms wurden zusätzlich 2 mg Dormicum und 20 mg Ketamin verabreicht, da der Patient die Prozedur als unangenehm empfand. Komplikationen (Heiserkeit, Horner-Syndrom, Phrenikusparese, systemische LA-Wirkung) sind nicht aufgetreten.

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Abb. 1: Sonografische Darstellung der Nn. supraclaviculares (NSC) unter dem Platysma

Schlussfolgerung:

Ultraschall-gestützte RA keiner Nerven des Plexus cervicalis ist auf der NFS sicher durchführbar, da sehr kleine Dosen LA verwendet werden können.