Z Gastroenterol 2019; 57(09): e351-e352
DOI: 10.1055/s-0039-1695546
Endoskopie
Koloskopie, Diagnostik, Vorbereitung: Freitag, 04. Oktober 2019, 11:05 – 12:49, Studio Terrasse 2.1 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Empfehlungen des „Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs“ zur Überwachung der kolonischen und extrakolonischen Tumorrisiken bei Patienten mit Lynch-Syndrom

, Deutsches Konsortium Familiärer Darmkrebs
R Hüneburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
S Aretz
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
3   Universitätsklinikum Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
,
R Büttner
4   Universitätsklinikum Köln, Institut für Pathologie, Köln, Deutschland
,
S Daum
5   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berlin, Deutschland
,
C Engel
6   Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE), Leipzig, Deutschland
,
G Fechner
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
7   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Urologie, Bonn, Deutschland
,
J Habermann
8   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, Klinik für Chirurgie, Lübeck, Deutschland
,
D Heling
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
K Hoffmann
9   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Humangenetik, Halle, Deutschland
,
E Holinski-Feder
10   Medizinisch-Genetisches Zentrum (MGZ), München, Deutschland
11   Klinikum der Universität München Campus Innenstadt, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Deutschland
,
M Kloor
12   Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für angewandte Tumorbiologie, Heidelberg, Deutschland
,
M von Knebel-Döberitz
12   Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für angewandte Tumorbiologie, Heidelberg, Deutschland
,
M Löffler
6   Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE), Leipzig, Deutschland
,
G Möslein
13   Helios-Klinik Wuppertal, Zentrum für hereditäre Tumorsyndrome, Wuppertal, Deutschland
,
S Redler
14   Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Humangenetik, Düsseldorf, Deutschland
,
O Rieß
15   Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Medizinische Genetik und angewandte Genomik, Tübingen, Deutschland
,
B Schlegelberger
16   Universitätsklinikum Hannover, Institut für Humangenetik, Hannover, Deutschland
,
W Schmiegel
17   Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Medizinische Klinik, Bochum, Deutschland
,
T Seufferlein
18   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin I, Ulm, Deutschland
,
V Steinke-Lange
10   Medizinisch-Genetisches Zentrum (MGZ), München, Deutschland
11   Klinikum der Universität München Campus Innenstadt, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Deutschland
,
J Tecklenburg
16   Universitätsklinikum Hannover, Institut für Humangenetik, Hannover, Deutschland
,
D Vangala
17   Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Medizinische Klinik, Bochum, Deutschland
,
T Vilz
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
19   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
J Weitz
20   Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Deutschland
,
P Wieacker
21   Universitätsklinikum Münster, Institut für Humangenetik, Münster, Deutschland
,
B Wiedemann
22   Charite Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
,
CP Strassburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
,
J Nattermann
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET), Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Lynch-Syndrom (LS), die häufigste Form des erblichen Darmkrebs, verursacht ca. 3% aller kolorektalen Karzinome (KRK). Ursächlich ist eine Mutation in einem DNA-Mismatch-Reparaturgen (MLH1, MSH2, MSH6, PMS2, EPCAM). Nach aktueller Schätzung ist etwa eine von 300 Personen Anlageträger für das LS (ca. 300,000 Mutationsträger in Deutschland). Mutationsträger haben ein deutlich erhöhtes Lebenszeitrisiko für ein KRK mit einer kumulativen Inzidenz von 15 bis 46% bis zum 75. Lebensjahr. Weiterhin zeigt sich ein breites extrakolonisches Tumorspektrum wie Endometrium-, Dünndarm-, Magen-, Urothel- und anderer Karzinome.

Methoden:

Das Deutsche Konsortium Familiärer Darmkrebs besteht aus 14 Zentren in Deutschland. Das Ziel des Konsortiums ist es, geeignete Vorsorgeprogramme zu validieren, damit diese später in die allgemeine Patientenversorgung übernommen werden können. Wir haben aktuell die Empfehlung zur klinischen Betreuung der Patienten mit Lynch-Syndrom überarbeitet.

Ergebnis:

Eine Koloskopie sollte ab dem 25. Lebensjahr mit einem Intervall von 12 – 24 Monate erfolgen. Ein striktes jährliches Intervall ist nach einem Vergleich verschiedener Vorsorgeintervalle (1 vs. 2 vs. 3 Jahre) nicht mehr haltbar. Bei Diagnose eines KRK ist eine onkologische Resektion notwendig, eine Kolektomie mit ileorektaler Anastomose sollte individuell mit dem Patienten besprochen werden. Das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Magenkarzinoms liegt bei 0,2 – 13%. Das Konsortium konnte nachweisen, dass im Rahmen der endoskopischen Überwachung signifikant mehr Magenkarzinome in früheren Tumorstadien entdeckt werden im Vergleich zur Symptom-getriggerten Endoskopie. Das kumulative Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Dünndarmkarzinoms liegt bei 4 – 8%. Dünndarmkarzinome treten zur Hälfte im Duodenum auf, in 10% der Fälle vor dem 35. Lebensjahr. Eine ÖGD sollte deshalb ab dem 25. Lebensjahr erfolgen alle 12 – 36 Monate erfolgen. Eine Kapselendoskopie sollte nicht als Routineverfahren in der Früherkennung eingesetzt werden.

Schlussfolgerung:

Die Vorsorge von kolonischen und extrakolonischen Karzinomen bei Patienten mit Lynch-Syndrom ist komplex. Weitere Gen- und geschlechtsspezifische Vorsorgeempfehlungen sind wünschenswert und werden in prospektiven Studien evaluiert werden.