Z Gastroenterol 2019; 57(09): e210
DOI: 10.1055/s-0039-1695169
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Seltene Erkrankungen des Dünndarms: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 11:00 – 12:20, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachweis von Antikörpern gegen Weizenkeim-Agglutinin (WGA) bei Patienten mit nahrungsmittelabhängiger-gastroenterologischer Symptomatik unterschiedlicher Ätiologie

C Lutz
1   Frost Diagnostika GmbH, Otterstadt, Deutschland
,
G Frost
1   Frost Diagnostika GmbH, Otterstadt, Deutschland
,
T Knittel
2   Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
M Kramer
3   Facharztpraxis für Laboratoriumsmedizin, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Weizenkeim-Agglutinin (WGA) ist ein im Pflanzenreich vorkommendes Lektin, das spezifisch an die Zuckerstrukturen N-Acetylglucosamin und an Neuraminsäure bindet und fungizide bzw. antimikrobielle Eigenschaften besitzt. WGA wird aufgrund seiner immunologischen und insbesondere immunbiologischen Aktivität und seiner Präsenz in Nahrungsmitteln eine mögliche pathogenetische Rolle bei gastrointestinalen Störungen beim Menschen zugesprochen.

Ziele:

Um eine mögliche pathophysiologische Beteiligung von WGA bei Patienten mit nahrungsmittelabhängigen gastrointestinalen Problemen zu untersuchen wurden Antikörper gegen WGA in diesem Patientenkollektiv bestimmt.

Methodik:

Antikörper gegen Weizenkeim-Agglutinin wurden im Serum von Kontrollpersonen ohne klinische Symptomatik (n = 24) und Patienten mit nahrungsmittelabhängiger gastroenterologischer Symptomatik (n = 194) untersucht. Dazu wurden Patienten mit Zöliakie (n = 61), Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (NCGS) (n = 95) und unklarer Ätiologie (n = 38) getestet. Der quantitative Nachweis von IgA oder IgG anti-WGA Antikörpern im Serum wurde mit dem kommerziell verfügbaren FD Anti-WGA ELISA (Frost Diagnostika, Otterstadt, Deutschland) durchgeführt.

Ergebnis:

Bei Normalpersonen ohne klinische Symptomatik waren anti-WGA Antikörper in erhöhten Konzentrationen (> 10U/ml) nicht nachweisbar. Dagegen zeigten Zöliakie-Patienten in 31% der Fälle erhöhte (> 10U/ml) IgG oder IgA Antikörperwerte, in 13% (IgG) bzw. 6% (IgA) der Fälle sogar stark erhöhte (> 15U/ml) Werte. Im Fall von NCGS Patienten waren in 35% der Fälle IgG oder IgA Antikörperwerte erhöht, bei 11% (IgG) bzw. 14% (IgA) der NCGS Patienten über 15U/ml. In der Patientengruppe mit gastroenterologischer Symptomatik unklarer Ätiologie waren interessanterweise in 40% der Fälle anti-WGA Antikörper nachweisbar, stark erhöhte Werte fanden sich insbesondere für die IgA Subklasse (13% der Fälle).

Schlussfolgerung:

Mit diesem Test nachgewiesene Antikörper können als Hinweis auf eine spezifische Nahrungsmittelunverträglichkeit gegen WGA gewertet werden. In solchen Fällen empfiehlt sich die weitergehende Diagnostik auf eine Störung der gastrointestinalen Barrierefunktion. Therapeutisch könnte ein probatorischer Verzicht auf Weizenprodukte ratsam sein.