Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 748
DOI: 10.1055/s-0039-1694616
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lebensqualität nach der Schlaganfallrehabilitation. Ergebnisse einer 12-Monats-Kohortenstudie

D Schindel
1   Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
U Grittner
2   Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
A Schneider
2   Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
,
M Jöbges
3   Brandenburg Klinik, Abteilung für Neurologie, Bernau
,
L Schenk
1   Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)

 

Einleitung:

Patient*innen mit Schlaganfall benötigen nach akut- und postakuter stationärer Versorgung häufig eine neurologische Rehabilitation sowie eine sich anschließende ambulante Nachsorge. Neben klinischen Scores gewinnen patientenberichtete Outcomes bei der Therapiegestaltung zunehmend an Bedeutung. Die vorliegende Studie nimmt die Entwicklung der Lebensqualität älterer PatientInnen mit Schlaganfall nach der Entlassung aus der Rehabilitationsklinik in den Blick und benennt Charakteristika, die diese beeinflussen.

Methode:

Datengrundlage ist eine prospektive Kohortenstudie mit Follow-up nach 3, 6 und 12 Monaten. Die Rekrutierung von 411 Patientinnen oder Stellvertretern erfolgte in einer neurologischen Rehabilitationsklinik in den Jahren 2010 bis 2012. Zur Messung der Lebensqualität wurde das validierte EUROHIS-QOL-8 Instrument eingesetzt. Mithilfe deskriptiver Analysen erfolgten Vergleiche von Patientensubgruppen. Lineare Gemischte Modelle wurden genutzt, um Veränderungen in der Lebensqualität von Schlaganfallpatient*innen im zeitlichen Verlauf und die Effektgrößen ausgewählter Variablen zu schätzen.

Ergebnisse:

Im Durchschnitt berichten die interviewten Patient*innen einen Abfall der Lebensqualität nach der Rehabilitationsentlassung. Auch ein Jahr nach Entlassung wird das ursprüngliche Niveau nicht wieder erreicht. Männer berichten eine höhere Lebensqualität, aber auch einen größeren Verlust derselben innerhalb der 12 Monaten (Mittlere Differenz -1,5 Punkte, 95%CI: -2,2/-0,8, p < 0,001). Mit geringer Lebensqualität assoziiert waren die Variablen Alter, Schmerzstatus, Schlaganfallschwere und psychische Belastungen. Auch kleinere soziale Netzwerke sind negativ mit Lebensqualität assoziiert (-1,66 Punkte, 95%CI: -2,84/-0,48, p = 0,006).

Diskussion:

Erzielte Rehabilitationserfolge sind nur bedingt nachhaltig. Um bereits erreichte Erfolge zu verstetigen oder auszubauen erscheint es sinnvoll, den Schmerzstatus oder psychische Belastungen von Patienten regelhaft auch post-stationär zu erheben. Soziale Netzwerke können als unterstützende Ressource aktiviert werden.