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DOI: 10.1055/s-0039-1694615
Versorgung kardialer Notaufnahmepatient*innen bei psychischer Komorbidität: Die Ärzt*innenperspektive
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)
Einleitung:
Mental Health Conditions (Conditions (Depression, Angsterkrankung, Somatoforme Störung, Substanzmissbrauch (MHC)) bei kardialen Erkrankungen sind unterdiagnostiziert. Sie haben signifikanten Einfluss auf Krankheitsverlauf, Therapieadhärenz und Lebensqualität und tragen zur häufigen Inanspruchnahme medizinischer Versorgung bei. In Notaufnahmen stellt diese Patientengruppe eine besondere Herausforderung dar, da mögliche lebensbedrohliche Zustände die durchgeführte Diagnostik bestimmen, während für die Berücksichtigung psychischer Begleitzustände kaum Ressourcen zur Verfügung stehen.
Methode:
In einem Verbundforschungsprojekt acht großstädtischer Notaufnahmen wurden 644 Patient*innen mit kardialen Beschwerden standardisiert auf das Vorliegen psychischer Begleitsymptome gescreent, sowie zu Nutzungsverhalten des Gesundheitswesens und Zufriedenheit befragt. Die Ergebnisse weisen auf eine MHC-Prävalenz von ca. 30 Prozent hin. Eine eingebettete qualitative Patientenbefragung (N = 20) macht die Notaufnahme als „Rettungsort“ sichtbar, der häufig parallel zur ambulanten Versorgung angesteuert wird. Sechs Notaufnahmeärzt*innen aus forschungsbeteiligten Kliniken haben in einer Fokusgruppe diese Ergebnisse diskutiert.
Ergebnisse:
Patient*innen mit kardialen Symptomen und Ausschluss akuter kardialer Ereignisse sind vertraute Gruppe. Notaufnahmeentlassung ohne Diagnose erfüllt nicht die Patient*innenerwartung. Möglicherweise wird eine andere Notaufnahme aufgesucht wird. Frequent User können durch regelmäßige körperliche Untersuchungen psychosomatische Problematiken verfestigen. Elektronischer Zugriff auf vorherige Diagnostiken und Arztkontakte könnte Untersuchungen reduzieren und Patient*innen signalisieren, dass ihre Behandler*innen sich vernetzen und kommunizieren. Kardiale Geschehen lösen Angststörungsrisiko aus, das ambulant adressiert werden müsste. Nachhaltiges Behandlungsergebnis durch Notaufnahmeärzt*innen erfordert zeitaufwändige Adressierung psychischer Ursachen und Vermittlung in Weiterbehandlung. Fehlendes Zeitkontingent lässt angemessene Befassung im Notaufnahmesetting systematisch nicht zu.
Diskussion:
Die Entlassung von Patient*innen mit kardialen Beschwerden ohne erklärende Diagnose ist im Notaufnahmesetting nicht zufriedenstellend. Notaufnahmen benötigen Ressourcen zur Adressierung psychischer Ursachen und Vermittlung in notwendige Behandlung.