Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 742
DOI: 10.1055/s-0039-1694596
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Bedarf und die Inanspruchnahme psychoonkologischer Unterstützung ersterkrankter Brustkrebspatient*innen – Welche Rolle spielen bestehende Ressourcen und der Kohärenzsinn?

N Cecon
1   IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswisschenschaft/Universität zu Köln, Köln
,
H Pfaff
1   IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswisschenschaft/Universität zu Köln, Köln
,
A Dresen
1   IMVR – Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswisschenschaft/Universität zu Köln, Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)

 

Einleitung:

Innerhalb der Behandlung und Nachsorge einer Krebserkrankung benötigen Patient*innen häufig Kompetenzen und Ressourcen, um schwierige Situationen zu bewältigen. Eine psychoonkologische Versorgung unterstützt ressourcenorientiert die Krankheitsverarbeitung und psychische Stabilisierung von Patient*innen (Weis et al., 2007). Weiterhin ermöglicht der Kohärenzsinn die Mobilisierung und Bildung eigener Ressourcen. Die Zusammenhänge zwischen dem Kohärenzsinn, bestehender Ressourcen, des Bedarfs als auch der Inanspruchnahme psychoonkologischer Unterstützung sollen untersucht werden.

Methoden:

3584 Brustkrebspatient*innen wurden 2018, ein Jahr nach ihrer Brust-OP in einem der 56 zertifizierten NRW-Brustkrebszentren, zu ihrem Gesundheitszustand, ihrer Lebensqualität sowie zu bestehenden Ressourcen (Soziale Unterstützung, Gesundheitsverhalten, Krankheitsverarbeitung, Gesundheitskompetenz), ihrem Kohärenzsinn und ihrem Bedarf als auch der Inanspruchnahme psychoonkologischer Unterstützung befragt. 2270 vollständige Datensätze konnten für die Analysen genutzt werden.

Ergebnisse:

Erste Ergebnisse zeigen, dass 21,6% (n = 485; N = 2249) der Befragten aktuellen Bedarf an psychologischer Unterstützung angeben. Hiervon nehmen 61,6% Unterstützung in Anspruch (n = 299). 42,2% (n = 953; N = 2259) geben Bedarf zum Diagnosezeitpunkt oder innerhalb der letzten 12 Monate an. Hiervon nahmen 58,4% (n = 553) psychologische Unterstützung in Anspruch. 28,0% (n = 492; N = 1756) der Befragten, die aktuell keinen Bedarf besitzen, geben einen vergangenen Bedarf an. Hiervon nahmen 43,7% (n = 215) psychologische Unterstützung in Anspruch. Erste Zusammenhangsanalysen zeigen, dass die Subskalen des Kohärenzsinns unterschiedlich mit verschiedenen Ressourcen und dem Gesundheitszustand korrelieren.

Diskussion:

Viele der Patient*innen, die Bedarf an psychoonkologischer Unterstützung angeben, haben diese Unterstützung nicht in Anspruch genommen. Dies könnte auf ein mögliches Versorgungsdefizit in der Psychoonkologie hinweisen. Auch könnten individuelle Krankheitsverarbeitungsstile und Ressourcen eine Erklärung bieten. Weiterführende Pfadanalysen sollen zugrundeliegende Zusammenhänge zwischen den Variablen aufzeigen.