Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0039-1694584
Niedergelassene Ärzte als „Lotsen“ im Zugang zur Medizinischen Rehabilitation? – Eine qualitative Sekundäranalyse
Publication History
Publication Date:
23 August 2019 (online)
Einleitung:
Ärzte der allgemeinen Grundversorgung gelten gemeinhin als „Lotsen“ in der sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung, folglich auch im Zugang zu medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen. Studien zeigen, dass niedergelassene Ärzte ihrer zugewiesenen Lotsenfunktion in der Praxis häufig nicht nachkommen. Bisherige Auswertungen fokussieren sich hierbei überwiegend auf strukturelle Barrieren im Rehabilitationszugang, selten jedoch auf das Selbstverständnis der Ärzteschaft im Hinblick auf ihre „Lotsenrolle“. Anknüpfend daran untersucht die vorliegende Studie, inwieweit die Ärzteschaft ihre Rolle im Reha-Zugang definiert und wahrnimmt.
Methode:
Die Auswertung erfolgt mittels qualitativer Sekundäranalyse zweier vorangegangener Studien, die Barrieren und Optimierungspotentiale im Zugang zur Medizinischen Rehabilitation aus Expertensicht explorierten. Für die Analyse werden aktuell die bestehenden teilstrukturierten Experteninterviews mit Hausärzten (N = 9) sowie Kinder- und Jugendärzten (N = 25) inhaltsanalytisch nach Meuser und Nagel ausgewertet.
Ergebnisse:
Erste Auswertungen zeigen, dass sich die Befragten durchaus als Ansprechpartner im Hinblick auf eine Reha wahrnehmen, d.h. die Betroffenen zu informieren, zu beraten und das Antragsverfahren zu begleiten („Ja, es ist schon ganz wichtig. Die Eltern erstmal dazu hinzuweisen, dass diese Möglichkeit besteht“). In der Praxis erfolgt die Reha-Initiative häufig jedoch durch die Betroffenen selbst („Also ganz ehrlich, das die Empfehlung meinerseits ist, eher weniger...“). Herausforderungen bei der Reha-Bedarfserkennung, Zeitmangel und ein hohes Patientenaufkommen in der allgemeinmedizinischen Versorgung führen zu wenigen arztinitiierten Reha-Anträgen.
Diskussion:
Vom Allgemeinarzt als Reha-Lotse kann in der Praxis – so lassen unsere Daten auf den ersten Blick schließen – nicht die Rede sein. Eine Reha erfordert häufig die Initiative der Betroffenen selbst. Bei vulnerablen Gruppen, wie z.B. Heranwachsenden und Suchterkrankten, ist dies als äußerst kritisch zu bewerten.