Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 736
DOI: 10.1055/s-0039-1694578
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist die Wirkung der INSEA „Gesund und aktiv leben“ Selbstmanagement-Kurse nachhaltig? Ergebnisse einer Follow-Up Befragung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern 12 Monate nach Kursstart

M Haack
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
G Seidel
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
,
ML Dierks
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)

 

Einleitung:

Seit 2015 implementiert die Initiative für Selbstmanagement und aktives Leben (INSEA) die krankheitsübergreifenden und Peer-geleiteten Selbstmanagementkurse des evidenz-basierten Chronic Disease Self-Management Program in Deutschland. Das Programm richtet sich an Menschen mit chronischen Erkrankungen, aber auch an Angehörige. Bisher starteten bundesweit mehr als 1.700 Personen in die Kurse. Eine Evaluation zu Kursbeginn, Kursende und sechs Monate später zeigt bereits, dass Teilnehmende in ihren Einstellungen und Kompetenzen gestärkt werden.

Methode:

Um zu erfassen, wie stabil die beobachteten Effekte über die Zeit sind, werden Teilnehmende erstmals auch zwölf Monate nach Kursabschluss befragt. Die Langzeiterhebung ist auf Niedersachsen beschränkt. Alle Personen aus dieser Region, die sich bis Ende 2018 an den vorangegangenen Testzeitpunkten beteiligten (N = 391), werden erneut angeschrieben. Per standardisiertem Fragebogen werden Selbstmanagementkompetenzen und Selbstwirksamkeitserwartung erhoben.

Ergebnisse:

Bis zum Kongresszeitpunkt liegen Daten von 300 Personen vor. Erste Berechnungen auf Basis von 222 Teilnehmenden zeigen, dass Selbstmanagementkompetenzen (Cohens D: 0,5) und Selbstwirksamkeitserwartung (0,3) im Vergleich zu Kursbeginn auch zwölf Monate nach Kursende weiter erhöht sind. Im Einzelnen verbessern Teilnehmende den alltäglichen Umgang mit der Erkrankung, die Kooperation mit Fachpersonen und das Vertrauen in die eigenen Coping-Fähigkeiten.

Diskussion:

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Peer-geleitete, indikationsübergreifende Programme die selbstgesteuerte Krankheitsbewältigung von Menschen mit chronischer Krankheit nachhaltig stärken können. In einem Gesundheitssystem, das auf Patientenbeteiligung setzt und mit einem Mangel an Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung umgehen muss, stellen die Kurse damit eine bedarfsgerechte Ergänzung zur medizinischen Versorgung dar. Wichtig ist nun, Strategien zu entwickeln, die es ermöglichen, INSEA über die Projektphase hinaus dauerhaft strukturell zu etablieren und finanzieren.