Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 727
DOI: 10.1055/s-0039-1694551
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inanspruchnahme von sozialdienstlicher und psychoonkologischer Beratung bei Darmkrebspatientinnen und -patienten aus 284 zertifizierten Darmkrebszentren: Eine Auswertung von 75.843 Fällen der Jahre 2015 – 2017 mittels „Datenblatt+“

C Kowalski
1   Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin
,
S Dieng
2   OnkoZert GmbH, Neu-Ulm
,
J Ferencz
3   OnkoZert, Neu-Ulm
,
S Wesselmann
1   Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Der Bedarf an psychoonkologischer (PO) und sozialdienstlicher (SD) Betreuung wurde für KrebspatientInnen vielfach beschrieben. Um diesem Bedarf zu begegnen, sehen die Anforderungen der Deutschen Krebsgesellschaft zur Zertifizierung von Organkrebszentren u.a. vor, dass jeder PatientIn niederschwellig die Beratung durch qualifizierte PsychoonkologInnen und SozialarbeiterInnen im Zentrum ermöglicht werden muss. Der Beitrag berichtet Unterschiede in der Inanspruchnahme von PO und SD nach Alter, Stadium und Geschlecht.

Methoden:

Zentren dokumentieren die Inanspruchnahme der Beratung patientInnenweise und übermittelten die Beratungsquoten für das Zertifizierungsverfahren bislang aggregiert pro Zentrum, so dass keine Analyse der Zusammenhänge auf PatientInnenebene möglich waren. Hier wird erstmalig ein nach Stadium, Alter und Geschlecht veranlasster Datentransfer vorgestellt, der die Feststellung von Unterschieden in den Inanspruchnahmeraten nach diesen Merkmalen zulässt. Untersucht werden bivariate Zusammenhänge zwischen Stadium, Alter und Geschlecht und den beiden psychosozialen Kennzahlen bei 75.843 Fällen zertifizierter Darmkrebszentren.

Ergebnisse:

76% der PatientInnen nahmen im Beobachtungszeitraum SD und 54% PO in Anspruch. Bei Frauen war die Inanspruchnahme 3 bzw. 4 Prozentpunkte höher als bei Männern und damit statistisch auffällig. Der Geschlechterunterschied ist bei allen Altersgruppen (≤49; 50 – 69; ≥70) zu beobachten. Für SD gibt es nur geringe Unterschiede in der Inanspruchnahme nach Alter (z.B. 2 Prozentpunkte zwischen den Altersextrema) und Stadium (höhere Inanspruchnahmeraten bei II/III als bei I/IV). PO wird von Jüngeren häufiger und von Stadium-I-PatientInnen am wenigsten in Anspruch genommen.

Diskussion:

Die hohe Vollzähligkeit und Vollständigkeit sowie die Stichprobengröße ermöglichen einen hervorragenden Überblick über die Versorgungsrealität, die Analyse der Determinanten der Inanspruchnahme bleibt aber aufgrund der Datenstruktur stark limitiert.