Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 726-727
DOI: 10.1055/s-0039-1694550
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einsatz von Mixed-Methods bei der Konstruktion von Fragebögen: Ein Beispiel aus der NuPhA-Study

K Diehl
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
,
J Hilger-Kolb
1   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Mixed-Methods-Designs erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Ein Vorteil dieser Designs ist, dass sich die Stärken und Schwächen der einzelnen Erhebungselemente wechselseitig kompensieren. Dabei gehen quantitative Elemente eher in die Breite (z.B. repräsentative Befragungen) und qualitative Elemente in die Tiefe (z.B. narrative Interviews). Gerade das „sequential explanatory design”, demzufolge der qualitative auf den vorab durchgeführten quantitativen Studienteil folgt, kann dabei helfen, die quantitativen Ergebnisse mit weiteren Hintergrundinformationen zu unterfüttern. In der vorliegenden Studie wurde dieses Design genutzt, um die quantitativen Daten mithilfe von qualitativen Daten näher zu beschreiben und zusätzliche Aspekte aufzudecken.

Methoden:

Die NuPhA-Study (Nutrition and Physical Activity in Adolescence) besteht aus einem quantitativen (n = 689 Studierende) und einem daran anschließenden qualitativen Studienteil (n = 20 Studierende). In der quantitativen Befragung wurde eine Itembatterie (24 Items) zu Gründen für Sportaktivität herangezogen. Diese wurde mittels Literaturrechereche aus bestehenden, validierten Instrumenten ergänzend zusammengestellt. Die quantitativen Ergebnisse wurden durch qualitative Daten weiter exploriert und die eingesetzte Itembatterie wurde auf Vollständigkeit überprüft (Inhaltsvalidität).

Ergebnisse:

Eine Faktorenanalyse gruppierte die 24 Items in fünf Faktoren (Ausgleich/Fitness/Körperbild/Kontakte/Spaß). Der qualitative Studienteil trug zur weiteren Erklärung der fünf Faktoren bei und identifizierte zusätzliche Unteraspekte. So wurden Aspekte wie die Selbstbestätigung durch den Sport (Faktor Spaß), Sport als Gruppenerlebnis und gemeinsames Erfolgserlebnis (Faktor Kontakte) sowie Prävention von Rückenschmerz (Faktor Fitness) in der Itembatterie nicht berücksichtigt.

Diskussion:

Durch den qualitativen Studienteil konnten zusätzliche Gründe für Sportaktivität identifiziert werden, die in der validierten Itembatterie nicht abgedeckt wurden. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Einbeziehung der Zielgruppe bei der Entwicklung von Fragebögen. Zudem zeigt sich die Nützlichkeit eines Mixed-Methods-Designs.