Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 726
DOI: 10.1055/s-0039-1694548
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partizipative Entwicklung und Implementierung einer multimodalen Intervention zur Förderung von Bewegungskompetenzen und körperlicher Aktivität von Menschen mit geistiger Behinderung

D Bruland
1   FH Bielefeld InBVG, Bielefeld
,
ÄD Latteck
1   FH Bielefeld InBVG, Bielefeld
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit sind ein zentrales Gesundheitsproblem mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten. Bei Menschen mit geistiger Behinderung (MmgB) treten diese im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger und oftmals früher im Lebenslauf auf. Aufgrund ihres Unterstützungsbedarfes und Heterogenität werden sie zumeist von Gesundheitsprogrammen nicht angesprochen. Hier setzt das Forschungsprojekt partizipativ an mit dem Ziel Entwicklung und Implementierung eines multimodalen Interventionskonzepts zur nachhaltigen Förderung der Bewegungskompetenzen mit hoher Akzeptanz in der Zielgruppe.

Methoden:

a) Scoping Review, b) 25 zielgruppengerechte Interviews mit potentiellen Nutzer*innen, c) Teilnehmende Beobachtung (n = 3) und d) Dokumentenanalyse. Basierend auf Ergebnissen Entwicklung eines Interventionskonzepts. Stetige Begleitung durch zwei partizipative Arbeitsgruppen.

Ergebnisse:

Folgende Ergebnisse werden präsentiert:

  • Übersicht über Forschungsstand und -desiderata (Scoping Review),

  • Übersicht der Ergebnisse über zielgruppenspezifische Vorstellungen, Sinn- und Relevanzstrukturen von Bewegung (und Gesundheit),

  • Analyseergebnisse von Interventionselementen zur Entwicklung einer multimodalen Intervention.

Diskussion:

Konzepte haben eine höhere Akzeptanz in der Zielgruppe, wenn lebensweltliches Wissen und Bedürfnisse einbezogen werden, im Alltag gut umsetzbar sind (Alltagsbewegungen) und Heterogenität der Zielgruppe berücksichtigen. Erstmalig liegt am Projektende eine multimodale, partizipativ entwickelte Intervention zur Steigerung der bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz und körperlichen Aktivität für MmgB vor. Nachhaltige Effekte auf Bewegungsfähigkeit wie Erhalt von Muskeln, Koordinationsfähigkeit sowie Reduktion von Stürzen und Sturzfolgen werden erwartet sowie das spätere Eintreten von Pflegebedürftigkeit bzw. die Minimierung deren Ausprägung. Fragen der Implementierung stehen in der Diskussion im Vordergrund; Passung zur Lebenswelt der Nutzer*innen und zur Einrichtungskultur, Akzeptanz und Anwenderfreundlichkeit sowie Nachhaltigkeit. Es wird diskutiert: a) durch welche konkreten Maßnahmen und Angebote die Zielgruppe befähigt wird; b) ob, wie und wodurch das Interventionskonzept wirkt.