Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 725
DOI: 10.1055/s-0039-1694546
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderungen von Kommunikationskompetenzen im Hinblick auf die Interaktion mit Behandlern – ein explorativer Ansatz

U Fichtner
1   Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
,
E Farin-Glattacker
1   Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Eine funktionierende Patient-Behandler-Kommunikation hängt mit höherer Adhärenz zusammen und geht damit mit einem besseren medizinisch-therapeutischem Ergebnis einher. Welche Faktoren können Veränderungen dieser Kompetenzen über den Zeitverlauf erklären?

Im Rahmen des Projekts „Kommunikationskompetenzen chronisch Kranker im Hinblick auf die Interaktion mit Behandlern“ wurden Daten von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die an einer Rehabilitationsmaßnahme in Deutschland teilnahmen zwischen April 2013 – März 2014 gesammelt (n = 499).

Methode:

Insgesamt liegen drei Messzeitpunkte vor (t0: Rehabeginn, t1: Rehaende, t2: 6 Monate Follow-up). Ein Messinstrument zur Erfassung von Kommunikationskompetenzen über vier Teildimensionen kam zur Anwendung. Zunächst wurden t-Tests für jede Teildimension (Kommunikationsadhärenz (ADH), Kritische Kommunikation (CRI), Kommunikation über persönliche Verhältnisse (PER) und Aktive Kommunikation (ACT) durchgeführt, um Mittelwertunterschiede zwischen den einzelnen Beobachtungszeitpunkten zu identifizieren.

Weiterhin wurden lineare Regressionen modelliert, um mögliche Veränderungen zu erklären. Als Prädiktoren wurden Bildung, Geschlecht, Alter, Gesundheitskompetenz, Krankheitsdauer, Angst/Depression sowie kommunikationsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung aufgenommen.

Ergebnisse:

Signifikante Steigerungen der Kommunikationskompetenzen zwischen Rehabeginn und Rehaende konnten nur für PER und ACT festgestellt werden. Zwischen dem Rehaende und Follow-Up sanken die Teildimensionen ACT und CRI, ADH stieg signifikant.

Allgemein zeigt sich, dass die Vorhersagekraft der Modelle für t1höher ist, als für t2. Daraus lässt sich schließen, dass im Zeitraum nach der Reha weitere unerklärte Faktoren eine Rolle hinsichtlich der Veränderung der Kommunikationskompetenz spielen. Außerdem stellt sich die kommunikationsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung zu Rehabeginn als wichtiger Prädiktor für die Kommunikationssteigerung dar.

Diskussion:

Die Veränderung von Kommunikationskompetenzen hinsichtlich der Interaktion mit Behandlern hängt überwiegend von der Selbswirksamkeitserwartung ab. Kommunikationstrainings sollten daher so konzipiert werden, dass sie vor allem diese Dimension steigern.