Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 714
DOI: 10.1055/s-0039-1694513
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufsunfälle verbeamteter Lehrkräfte mit Beteiligung von Schüler*innen in Rheinland-Pfalz (RLP): Eine Analyse spezifischer Unfallrisiken anhand der Unfallmeldungen der Schuljahre 2015/16, 2016/17 und 2017/18

K Bogner
1   Institut für Lehrergesundheit, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
E Dahlke
1   Institut für Lehrergesundheit, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Im Schuljahr 2017/18 verunfallten 1,2% der 44.078 Lehrkräfte (LK) in RLP. Zwar werden LK in ihrer Ausbildung auf Risiken geschult (z.B. Chemieversuchsaufbauten) doch interagieren sie mit Schülern, die ihrerseits Unfälle auslösen können. Der Beitrag bietet eine Übersicht über Schülerbeteiligung (SBT) an Berufsunfällen von LK und identifiziert spezifische Unfallrisiken.

Datenbasis bilden die 1.312 Unfallmeldungen verbeamteter LK in RLP zwischen 1.8.15 – 31.7.18. Freitexte zum Unfallhergang wurden in ein 4-stufiges Kategorienschema der SBT kodiert: 1) keine SBT, 2) ohne Intention (zB. Stolpern), 3) regelverletzendes Verhalten (z.B. Werfen von Gegenständen) und 4) zielgerichtete Gewalt gegen LK. Die Kodierung erfolgte doppelt durch mehrere Coder (Kappa = 0,91).

An 20% der Lehrerunfälle waren Schüler beteiligt. 60,2% der Unfälle mit SBT wurden ohne Intention, 19,7% durch regelverletzendes Verhalten und 20,1% durch zielgerichtete Gewalt von Schülern ausgelöst. Ergebnisse der multinomialen logistischen Regression (Base-Outcome Unfälle ohne SBT) zeigen, dass Unfälle ohne Intention der Schüler mit zunehmendem Alter der LK wahrscheinlicher auftreten, am wenigsten LK an Gesamt- und Berufsschulen im Vergleich zu anderen Schularten widerfahren und am ehesten im Sportunterricht geschehen. Unfälle aufgrund regelverletzenden Schülerverhaltens treten unabhängig vom Alter der LK auf, mit höherer Chance an Förderschulen und in Pause/Flur. Unfälle aufgrund Gewalt erfahren LK bis 35 Jahre eher als LK zwischen 36 – 50 Jahren. Sie geschehen eher an Förderschulen sowie im Klassensaal oder Pause/Flur. Unterschiede in der SBT nach Geschlecht der LK liegen nicht vor.

SBT an Lehrerunfällen sind häufig, wobei verschiedene Beteiligungsarten in Abhängigkeit von Schulart, Alter der LK und Begegnungsort erkennbar sind. Diese Erkenntnisse müssen bei Entwicklung zielgerichteter Primärprävention bedacht werden.