Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 709
DOI: 10.1055/s-0039-1694498
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was fördert bzw. hemmt Alltagsbewegung im Setting Hochschule? – Ergebnisse einer Photo-voice-Studie mit Studierenden

J von Sommoggy
1   Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg
,
S Tittlbach
2   Institut für Sportwissenschaft, Universität Bayreuth, Bayreuth
,
J Horter
2   Institut für Sportwissenschaft, Universität Bayreuth, Bayreuth
,
J Loss
1   Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg, Regensburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Strukturelle und soziale Rahmenbedingungen von Settings können körperliche Aktivität beeinflussen. Um bewegungsbezogene Barrieren oder Förderfaktoren auf Verhältnisebene zu identifizieren und verstehen, kann die Photovoice-Methode eingesetzt werden. Bei dieser qualitativen Erhebungsmethode fotografieren Teilnehmer/innen alltägliche Situationen zu einem bestimmten Thema (z.B. Ernährung, Bewegung) und erläutern ausgewählte Aufnahmen später in einer Gruppendiskussion. Im Projekt „SmartMoving“ zur Förderung körperlicher Alltagsaktivität an Hochschulen wurde Photovoice genutzt, um den Einfluss des jeweiligen Campus auf das Bewegungsverhalten von Studierenden zu verstehen.

Methode:

46 Studierende aus zwei Universitäten nahmen teil (m = 18, w = 28). Sie fotografierten je 15 Situationen/Orte im Hochschulalltag, die für sie einen Bezug zu (Nicht-)Bewegung haben. Die Fotos wurden in 10 moderierten Fokusgruppen diskutiert. Transkripte der Gruppendiskussionen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse:

Grünflächen sind an beiden Universitäten vorhanden, laden aber eher zum Entspannen als zum Bewegen ein. Bewegungsanreize sind kaum vorhanden. Schlechte Beschilderung erschwert die Bewegung über den Campus oder das Aufsuchen von Sportmöglichkeiten, die z.T. abseits gelegen sind. Abstellmöglichkeiten für Fahrrädern sind knapp und z.T. ohne Schutz, was Radfahren unattraktiver macht. Möglichkeiten zum Arbeiten im Stehen (Bibliothek) fehlen weitgehend. Die Konstruktion von Hörsälen macht Unterbrechungen langer Sitzzeiten schwierig. Sitzen wird als soziale Norm an der Universität wahrgenommen.

Diskussion:

Photovoice ermöglicht es, die Lebenswelt Studierender im Hinblick auf Bewegung zu verstehen. Der „studentische“ Blick auf das Setting erleichtert die Entwicklung passgenauer Interventionen. Die Studierenden haben sich durch Photovoice zudem bewusst mit dem Thema auseinandergesetzt, was zu Lösungsansätzen und der Motivation führte, sich für Bewegung am Campus zu engagieren.