Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 709
DOI: 10.1055/s-0039-1694497
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Handlungsempfehlungen zur Förderung der Rückkehr von zeitlich befristeten ErwerbsminderungsrentnerInnen ins Erwerbsleben

E Köckerling
1   Institut für Rehabilitationsforschung Norderney (IfR), Abteilung Münster, Münster
,
B Hesse
2   Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Münster
,
M Körner
1   Institut für Rehabilitationsforschung Norderney (IfR), Abteilung Münster, Münster
2   Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Münster
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die zeitliche Befristung von Erwerbsminderungsrenten impliziert die Möglichkeit einer gesundheitlichen Besserung und die Chance auf Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit. Interesse an einer Rückkehr ins Erwerbsleben berichten bis zu 50% der ErwerbsminderungsrentnerInnen, aber lediglich 5,9% realisieren diese. Daraus ergibt sich Bedarf, geeignete Unterstützungsmaßnahmen zur Schließung dieser Intentions-Verhaltens-Lücke zu finden.

Methoden:

In einem international orientierten Review wurden vorhandene Unterstützungsansätze systematisch zusammengetragen und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in einer Fokusgruppe mit Blick auf abzuleitende Handlungsempfehlungen für Deutschland diskutiert. Die Fokusgruppe war interdisziplinär zusammengesetzt und umfasste neun VertreterInnen aus den Bereichen Sozialversicherung, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretung, Betroffenenvertretung und Forschung.

Ergebnisse:

In den Review wurden 72 Dokumente eingeschlossen. Unterstützungsansätze, die den ErwerbsminderungsrentnerInnen finanzielle Anreize oder eine persönliche und ganzheitliche Begleitung bieten, zeigten die besten Erfolge zur Unterstützung einer Rückkehr ins Erwerbsleben. Keine der identifizierten Maßnahmen konnte jedoch für das Rentensystem kostenneutrale/kostensenkende, substanzielle und nachhaltige Erfolge aufweisen.

Die Fokusgruppe befürwortet eine finanziell abgesicherte Phase zur Erprobung der Arbeitsfähigkeit sowie eine individuelle Unterstützung von ErwerbsminderungsrentnerInnen zur Erreichung eines RTW. Letztere sollte strukturell in ein Kooperationsnetzwerk von Behörden, ArbeitgeberInnen und Gesundheitsprofessionen eingebettet werden. Hierzu müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ebenfalls brauche die Schaffung von Arbeitsplätzen für gesundheitlich eingeschränkte Personen politische Unterstützung. Es bestehe eine soziale Verpflichtung, ErwerbsminderungsrentnerInnen im Hinblick auf eine Rückkehr ins Erwerbsleben zu unterstützen.

Diskussion:

Die Fokusgruppe hat konkrete Adaptionsmöglichkeiten von international erprobten Unterstützungsansätzen und strukturelle Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt. Damit eine Umsetzung erfolgt, bedarf es jedoch den politischen Willen zur Etablierung dieser Maßnahmen. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema kontinuierlich befasst, erscheint sinnvoll.