Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 708-709
DOI: 10.1055/s-0039-1694496
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die „Telefonisch-psychologische Beratung Unfallverletzter“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) – Ein Beispiel für eine gelungene Implementierung

J Ahnert
1   Universität Würzburg, Arbeitsbereich Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Würzburg
,
L Böckle
1   Universität Würzburg, Arbeitsbereich Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Würzburg
,
H Vogel
1   Universität Würzburg, Arbeitsbereich Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Würzburg
,
J Wilhelm
2   Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Bezirksverwaltung Würzburg, Würzburg
,
C Drechsel-Schlund
2   Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Bezirksverwaltung Würzburg, Würzburg
,
S Neuderth
3   Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Würzburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Aufgrund vielversprechender Ergebnisse der Pilotphase (vgl. Ahnert et al., 2018) wurde eine telefonisch-psychologische Beratung als Ergänzung zum Psychotherapeutenverfahren flächendeckend in allen elf Bezirksverwaltungen (BVen) der BGW implementiert. Der Implementierungserfolg sowie Optimierungspotentiale wurden erfasst.

Methode:

Die deutschlandweite Implementierung erfolgte mittels zielgruppenspezifischer Informationsveranstaltungen/Fortbildungen. Begleitend wurden von 06 – 11/2018 Daten zum Angebot selbst (z.B. Anzahl Telefonate), zur Indikation für das Angebot (z.B. Unfallgeschehen) und zum Inanspruchnahmeverhalten dokumentiert. Über eine Befragung der Psychotherapeuten und der BV-Ansprechpartner wurden Stärken und Optimierungspotenziale des Angebots erfasst. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und orientiert an inhaltsanalytischen Verfahren.

Ergebnisse:

Seit Juni 2018 wurden im Durchschnitt monatlich 176 Beratungsangebote unterbreitet. Von 1002 Versicherten liegen Falldokumentationen vor (78,6% weiblich, Altersdurchschnitt: 41,9J.). Am häufigsten wurden Versicherte angeschrieben, die einen Übergriff/Angriff im Betrieb (38,2%) oder einen Wegeunfall (30,3%) erlitten hatten oder die Zeugen von belastenden Ereignissen (19,1%) wurden. Das Angebot der telefonisch psychologischen Beratung wurde von 13,5% angenommen. Am häufigsten wurden ein (46,9%) oder zwei (26,1%) Telefonate mit einem Psychotherapeuten geführt. Die Psychotherapeuten (n = 10) wie auch die BV-Ansprechpartner (n = 11), bewerten das Angebot nach 6 Monaten als „gut“ bis „sehr gut“. Optimierungsvorschläge betrafen insbesondere die Formulierung der Anschreiben, die Fallauswahl oder Erleichterungen bei der Falldokumentation.

Diskussion:

Das nach der Pilotphase erarbeitete Ablaufschema telefonisch-psychologischen Beratung konnte in den Bezirksverwaltungen erfolgreich umgesetzt werden. Die Optimierungsvorschläge, die sich aus der Analyse der unterschiedlichen Abläufe ergeben haben, sollen zeitnah umgesetzt werden. Auch in Zukunft sollen Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung für eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Angebots sorgen.