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DOI: 10.1055/s-0039-1694475
Die Gesundheit von Heranwachsenden mit Migrationshintergrund in Deutschland – Querschnittsergebnisse aus KiGGS Welle 2
Authors
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)
Einleitung:
Deutschland ist ein Einwanderungsland; 2017 hatte nahezu jede vierte hier lebende Person einen Migrationshintergrund (MH). Unter Minderjährigen trifft dies sogar auf 36,5% zu. Die Datenlage zur gesundheitlichen Situation von Menschen mit MH (MMH) ist bisher jedoch unzureichend, weshalb 2016 das Projekt „Improving Health Monitoring in Migrant Populations“ (IMIRA) initiiert wurde. Ein Teilziel ist der Ausbau der Gesundheitsberichterstattung zur gesundheitlichen Situation von MMH, wofür ein Kernindikatorensystem entwickelt wurde. Anhand ausgewählter Kernindikatoren soll die gesundheitliche Situation von Heranwachsenden beschrieben werden.
Methode:
Verwendet werden Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2) (2014 – 2017), betrachtet werden Heranwachsende von elf bis 17 Jahren. Für folgende Indikatoren werden Prävalenzen sowie 95%-Konfidenzintervalle berechnet: Allgemeiner Gesundheitszustand, Übergewicht, riskanter Alkoholkonsum sowie Inanspruchnahme pädiatrischer oder allgemeinmedizinischer Leistungen. Stratifiziert werden diese Indikatoren nach soziodemographischen (Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Status) und migrationsbezogenen Merkmalen (Migrationshintergrund, Aufenthaltsdauer der Eltern, zuhause gesprochene Sprache).
Ergebnisse:
Beim selbsteingeschätzten Gesundheitszustand sowie der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen zeigen sich kaum migrationsbezogene Unterschiede. Demgegenüber variieren die Ergebnisse zu den Indikatoren des Gesundheitsverhaltens. Während Heranwachsende mit MH häufiger von Übergewicht betroffen sind (ohne MH: 11,2%, einseitiger: 18,9%, beidseitiger: 19,8%), zeigen sie seltener riskanten Alkoholkonsum (ohne MH: 14,5%, einseitiger: 7,8%, beidseitiger: 4,4%). Zudem zeigen sich Unterschiede im Gesundheitsverhalten nach den anderen migrationsbezogenen Stratifizierungsmerkmalen.
Diskussion:
Insgesamt ist die Gesundheit von Heranwachsenden unabhängig vom Migrationshintergrund gut und auch pädiatrische oder allgemeinmedizinische Leistungen werden gleichermaßen in Anspruch genommen. Unterschiede im Gesundheitsverhalten bedürfen tiefergehender Betrachtungen und können nicht allein auf das (Nicht-)Vorliegen eines Migrationshintergrundes reduziert werden, sondern z.B. auch auf Diskriminierungserfahrungen.