Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 700
DOI: 10.1055/s-0039-1694469
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dysrationale Entscheidungen zur Antibiotika-Verordnung durch einen Dual Process Ansatz transparent darstellen

R Poß-Doering
1   Universitätsklinikum Heidelberg Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg
,
M Kamradt
1   Universitätsklinikum Heidelberg Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg
,
A Stürmlinger
1   Universitätsklinikum Heidelberg Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg
,
P Kaufmann-Kolle
2   aQua Institut, Göttingen
,
E Andres
2   aQua Institut, Göttingen
,
M Wensing
1   Universitätsklinikum Heidelberg Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Obwohl der Antibiotika-Verbrauch in Deutschland insgesamt moderat ist, werden in der Primärversorgung noch zu häufig Antibiotika ohne ausreichende Indikation eingesetzt. Das Projekt „Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden (ARena)“ fokussiert die Förderung des Bewusstseins für die wachsende Herausforderung und den rationalen, indikationsgerechten Antibiotika-Einsatz bei akuten unkomplizierten Infekten durch qualitätsfördernde und edukative Maßnahmen. Eine qualitative Studie betrachtet Faktoren, die für ärztliche Therapieentscheidungen in der Primärversorgung relevant sein können und zu nicht-indizierten, dysrationalen Verordnungen führen. ARena wird mit Mitteln des Innovationsausschusses beim G-BA gefördert (01NVF16008).

Methode:

ARena ist eine 3-armige, randomisierte kontrollierte Studie die in 14 Praxisnetzen mit 193 Praxen und 303 Ärzten in Bayern und Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Teilnehmende Ärzte, Medizinische Fachangestellte und Interessensvertreter wurden in semi-strukturierten Interviews zu Eindrücken aus der Studienteilnahme befragt. Die Daten wurden auf Basis des Tailored Implementation for Chronic Disease Framework thematisch analysiert. Um ein vertieftes Verständnis für die individuellen Faktoren zu erreichen, die dysrationale Verordnungsentscheidungen bedingen, wurde ein auf der Dual Process Theory und Mustererkennung basierter Ansatz gewählt.

Ergebnisse:

Es wurden 27 Ärzte, 11 Medizinische Fachangestellte und 7 Interessensvertreter interviewt. Vorgestellt werden Analyseergebnisse zu identifizierten Faktoren, welche in Situationen relevant sind, die zu nicht-indizierten Verordnungen von Antibiotika in der Primärversorgung führen. Ein theoriegeleitetes Modell zeigt, wie diese Entscheidungen entstehen können und schlägt Alternativen vor, die den rationalen Gebrauch von Antibiotika fördern können.

Diskussion:

Der Beitrag von kompetenzfördernden Maßnahmen zu einer nachhaltigen Verbesserung der Versorgung durch rationalen Antibiotika-Einsatz soll diskutiert werden.