Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 696
DOI: 10.1055/s-0039-1694458
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Personenbezogene Faktoren: Konzeptualisierung und Relevanz

U Schwegler
1   Schweizer Paraplegiker-Forschung; Universität Luzern, Nottwil
2   Universität Luzern, Luzern
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Personbezogene Faktoren (PF) bilden eine zentrale Komponente im ICF-Modell und stehen in Wechselwirkung mit der Funktionsfähigkeit eines Menschen. Die ICF liefert jedoch weder standardisierte Kategorien noch eine klare Konzeptualisierung für PF, weshalb die in jüngster Vergangenheit erarbeiteten Ansätze zur Strukturierung von PF auf uneinheitlichen Konzeptualisierungen gründen.

Der Beitrag präsentiert die PF-Konzeptualisierungen, welche dem literatur-basierten Ansatz von Geyh et al. (2018) und dem experten-basierten Ansatz der DGSMP (Grotkamp et al. 2012) zugrunde liegen. Weiter wird die Relevanz von PF für die Rehabilitation und die Bedarfsermittlung erläutert sowie die mit ihrer Dokumentation verbundenen ethischen Problemstellungen diskutiert.

Methoden:

Diskussion der Konzeptualisierung von PF basierend auf den oben erwähnten Ansätzen sowie Erörterung ihrer praktischen Relevanz mittels Beispielen aus beruflicher Rehabilitation und sozialmedizinischer Begutachtung.

Ergebnisse:

Die Geyh-Arbeitsgruppe betrachtet PF als Konglomerat aus sozio-demographischen und biographischen Eigenschaften, situations- und kontextabhängigen Erfahrungen und übergreifenden Denk- und Verhaltensmustern. Der Systematik der DGSMP liegt dagegen eine finale Betrachtungsweise zugrunde, die PF als überdauernde Eigenschaften versteht.

PF sind zentrale Determinanten von Gesundheit und Funktionsfähigkeit und für eine ganzheitliche Darstellung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen unerlässlich. In der Rehabilitation bilden sie wichtige Ansatzpunkte für klientenzentrierte Interventionen zur Steigerung der Teilhabefähigkeit und sind Prädiktoren für eine erfolgreiche berufliche Integration. In der Bedarfsermittlung verbessert ihre systematische Darstellung die die Verständlichkeit sozialmedizinischer Gutachten und damit die Transparenz von Entscheidungen.

Diskussion:

Die systematische Berücksichtigung von PF fördert eine transparente Bedarfsermittlung und einen klientenzentrierte Rehabilitationsprozess. Für eine erfolgreiche Implementierung vorliegender Ansätze braucht es aber zunächst eine allgemein akzeptierte Konzeptualisierung von PF.