Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 695
DOI: 10.1055/s-0039-1694454
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mobbing tut weh! – Zum Zusammenhang von Klassenklima und Verletzungsgeschehen

R Lipp
1   Frankfurt University of Applied Sciences, Frankfurt am Main
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Jährlich ereignen sich in Deutschland ca. 1,3 Millionen Schulunfälle von denen 49 im Jahre 2017 sogar tödlich endeten (DGUV Schülerunfallgeschehen 2017). Behandlungsbedürftige Verletzungen im Schulkontext zählen daher zu den dringendsten Public Health Problemen in Deutschland. Diese Verletzungen resultieren nicht nur aus Zufall oder Pech, sondern hängen zum Teil auch von klar bestimmbaren Einflussgrößen ab. Ein wichtiger Faktor, der in diesem Zusammenhang bisher wenig Beachtung fand, ist das Klassenklima. Der Vortrag widmet sich daher dem Einfluss von Mobbingstrukturen auf das schulische Verletzungsgeschehen.

Methode:

Die gewonnenen Erkenntnisse beruhen dabei auf deskriptiven und multivariaten Analysen mit Daten der Studie Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter (GUS). Die Panelstudie startete im Schuljahr 2014/15 in den fünften Klassen weiterführender Regelschulen in 11 deutschen Bundesländern. Im Rahmen standardisierter Tablet-Befragungen werden dabei jährlich umfangreiche Daten von rund 10.000 Schulkindern erhoben.

Ergebnisse:

Es zeigt sich, dass Kinder, die sich von ihren Mitschüler*innen nicht akzeptiert fühlen, auch häufiger Verletzungen erleiden. Gleichermaßen trifft dies auch auf Kinder zu, die explizit angeben von ihren Mitschüler*innen gemobbt zu werden. Der Effekt bleibt zudem auch dann bestehen, wenn man nur Verletzungen betrachtet, die ohne Fremdeinwirkung zustande gekommen sind.

Diskussion:

Es wird ersichtlich, dass a) Mobbing einen signifikanten Einfluss auf das Risiko hat, sich im Schulkontext zu verletzen und b) diese Verletzungen nicht zwangsläufig eine direkte Folge des Mobbing sind, sondern bspw. auch mit einer generell erhöhten Unsicherheit der gemobbten Kinder einhergehen können. Es lässt sich daher festhalten: Mobbingprävention ist Unfallprävention!