Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 692-693
DOI: 10.1055/s-0039-1694444
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Personale soziale Netzwerke und psychische Gesundheit von Kindern

K Titze
1   Evangelische Hochschule Nürnberg, Nürnberg
,
C Jaite
2   Charité-Universitätsmedizin Berlin, CVK, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Entwicklung von Kindern ist in komplexe soziale Netzwerke eingebettet, die einerseits soziale Ressourcen bereitstellen können, andererseits selbst zur Belastung werden können. Der Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und den Merkmalen von sozialen Netzwerken kann durch verschiedene psychologische Modelle (z.B. Diathese-Stress-Modell) theoretisch beschrieben werden. Einige dieser Annahmen sollen hier mithilfe eines neuen Befragungsinstrumentes zu personalen sozialen Netzwerken (PSN) von Kindern, den revidierten Sozialen Beziehungstest für Kinder (SoBeKi-R; Titze 2016), empirisch untersucht werden. Hierzu werden Patienten mit psychiatrischen Diagnosen (PG) mit einer nicht-klinischen Kontrollgruppe (KG) verglichen. Erwartet werden a) geringere soziale Ressourcen und höhere Belastungen in der PG. Zudem werden differenzielle Zusammenhänge der Ressourcen- und Belastungsindikatoren mit b) der Symptomausprägung in verschiedenen Mikrosystemen (Familie, Schule u.a.) und c) mit internalisierenden/externalisierend Symptomen postuliert.

Methode:

Patientengruppe (Berliner kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik): n= 56 Kinder, Alter = 9,4J. [AM], 62% männlich; nicht-klinische Kontrollgruppe: n = 66, Alter = 8,5J. [AM], 48% männlich). PSN: individuelle Interviews mit dem SoBeKi-R. Psychiatrischen Diagnosen (ICD-10): Durch klinische Untersucher (nur PG). Symptombelastung: Fragebögen CBCL/4 – 18 und SDQ (durch primäre Bezugsperson).

Ergebnisse:

Die Netzwerkstruktur unterschied sich signifikant zwischen PG und KG (Gesamtgröße: 13,7 vs. 16,3 Personen, p < 0,010). Die PG berichtete von geringeren Netzwerkressourcen als die KG (p = 0,029), aber nicht von höheren Belastungen (p > 0,05). Internalisierenden Symptome waren positiv mit kleineren Netzwerken korreliert (r = 0,28), externalisierend Störungen hingegen nicht.

Diskussion:

Die Erfragung personaler sozialer Netzwerke aus der Sicht von Kindern scheint relevante Informationen für Therapie, Beratung und Forschung zu bieten; Einschränkungen müssen jedoch berücksichtigt werden.