Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 683
DOI: 10.1055/s-0039-1694413
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Validierung eines Fragebogens zur Messung psychosozialer Belastungen in der digitalen Arbeitswelt

IC Wulf
1   Institut für Medizinische SoziologieUniversitätsklinikum – Centre for Health and Society (CHS) Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
P Angerer
2   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
M Diebig
2   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
N Dragano
3   Universitätsklinikum Düsseldorf; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
T Lunau
4   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Digitalisierung der Arbeitswelt verändert die Arbeitsbedingungen vieler Beschäftigter. Es besteht die Notwendigkeit, geeignete Messinstrumente zu entwickeln, um arbeitsbedingte psychische Belastungen in digitalen Arbeitsumfeldern zu erfassen, damit Maßnahmen zur Optimierung entwickelt werden können. Gängige Instrumente sind allerdings nicht an das veränderte Arbeitsumfeld angepasst. Ziel dieser Studie ist es, ein auf modernen Arbeitsbedingungen zugeschnittenes Fragebogeninstrument zu entwickeln und zu validieren. Die 16 Items des Fragebogens wurden mittels einer qualitativen Vorstudie abgeleitet und lassen sich fünf Skalen zuordnen: Arbeitsintensität, Entgrenzung, Mitbestimmung, Unterstützung des Vorgesetzten und Benutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen.

Methoden:

Die Validierung erfolgte auf Basis von vier Stichproben: NA = 229, NB = 100, NC = 901 und ND = 262, die zu zwei Messzeitpunkten im Sinne eines Retests erhoben wurden. Stichproben A und B beruhen auf einem Snowballsample, Stichprobe C und D entstammen aus Kooperationen mit sieben Unternehmen. Die Teilnehmer wurden zu ihren Arbeitsbedingungen wie auch zu gesundheitsbezogenen Themen mittels Onlinefragebogen befragt.

Ergebnisse:

Es wurde eine 5-Faktorenstruktur extrahiert (EFA; Stichprobe A) und repliziert (CFA; Stichprobe B und C). Die Werte der Retest-Reliabilität (mittlere rit = 0,70 (SD = 0,04)) sowie der internen Konsistenz (mittleres α über alle Skalen = 0,73 (SD = 0,09)) sind zufriedenstellend. Ebenso bestehen Zusammenhänge mit Befindensindikatoren (Depression und Stress). Diese Zusammenhänge klären inkrementelle Varianz gegenüber bereits etablierten Verfahren (ERI und JCQ) auf.

Diskussion:

Die Ergebnisse zeigen, dass die Merkmale Arbeitsintensität, Entgrenzung, Mitbestimmung, Unterstützung des Vorgesetzten und Benutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen als Kerndimensionen des Fragebogens bestimmt werden konnten und zusätzliche Varianz in den Ergebniskriterien über etablierte Instrumente hinaus aufklären.