Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 676
DOI: 10.1055/s-0039-1694392
Kongresstag 2: 17.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zum Zusammenhang von ambivalenter Führung und psychischer Gesundheit

R Herr
1   Universität Heidelberg, Mannheim
,
JE Fischer
1   Universität Heidelberg, Mannheim
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Publication Date:
23 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Mehrere Studien haben gezeigt, dass private soziale Interaktionen, die als ambivalent wahrgenommen werden, mit Stress und schlechterer Gesundheit einhergehen. Wir haben in einer kürzlich durchgeführten Studie diese Erkenntnisse auf den Arbeitsplatz ausgeweitet. Erhöhte Stresshormonspiegel wurden bei Personen gefunden, die das Verhalten ihres Vorgesetzen als gleichzeitig positiv und negativ beurteilten, d.h. als ambivalent. Die gesundheitlichen Risiken einer solchen ambivalenten Führung, die möglicherweise mit erhöhtem Stress zusammenhängen, sind bislang nicht untersucht worden. Diese Studie prüft daher den Zusammenhang von ambivalenter Führung mit Indikatoren für die psychische Gesundheit: Symptome für Depressionen, Angstzustände, Müdigkeit und Erschöpfung.

Methode:

Es wurden Querschnittsdaten eines großen Industrieunternehmens mit 991 Mitarbeiter in 31 Arbeitsgruppen verwendet. Die separaten positiven und negativen Bewertungen des Vorgesetzen wurden mittels der etablierten Formel von Griffin zu einem Index für Ambivalenz kombiniert. Mittels Fragebögen wurden außerdem Symptome für Depressionen, Angstzustände sowie Erschöpfung und Ermüdung erhoben. Mehrebenenanalysen schätzten den Zusammenhang zwischen ambivalenter Führung mit den Indikatoren für psychische Gesundheit innerhalb von Arbeitsgruppen und zwischen den Gruppen.

Ergebnisse:

Für alle vier psychischen Gesundheitsindikatoren wurde eine Gesamteffekt der ambivalenten Führung festgestellt (für Geschlecht, Alter, Arbeitsplatzmerkmale und Lebensstilfaktoren adjustierte Betas: ≥0,17, p-Werte < 0,001). Dieser Effekt konnte zerlegt werden in einen Effekte innerhalb und einen zwischen den Arbeitsgruppen. Dies spricht gegen eine mögliche Verzerrung der Ergebnisse durch konfundierende Faktoren.

Diskussion:

Eine ambivalente Führung hängt mit Indikatoren für eine schlechtere psychische Gesundheit zusammen. Versuche mit gelegentlichem positiven Führungsverhalten ein negatives Verhalten zu kompensieren scheint schädlich und die negativen Effekte noch zusätzlich zu verstärken.