Zentralbl Chir 2019; 144(S 01): S110
DOI: 10.1055/s-0039-1694257
Poster – DACH-Jahrestagung: nummerisch aufsteigend sortiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die chirurgische Therapie der pulmonalen Echinokokkose: Monozentrische Erfahrung

JC Haag
1   Chirurgische Abteilung, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
H Hoffmann
2   Thoraxchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Deutschland
,
H Winter
1   Chirurgische Abteilung, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
M Eichhorn
1   Chirurgische Abteilung, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. September 2019 (online)

 

Hintergrund:

Die humane Echinokokkose ist eine seltene parasitäre Erkrankung und wird durch Larven der Bandwürmer-Gattung Echinokokkus verursacht. Charakteristisch ist die Ausbildung von Hydatiden (Zysten) in Leber und Lunge. In der Humanmedizin spielen der Echinokokkus granulosus (Hundebandwurm) und der Echinokokkus multilocularis (Fuchsbandwurm) eine zentrale Rolle. Im Bereich der Thoraxchirurgie steht die zystische Echinokokkose, verursacht durch den Hundebandwurm, aufgrund der häufigeren pulmonalen Beteiligung im Vordergrund.

Material und Methode:

Monozentrisch, retrospektive Auswertung der chirurgisch behandelten Fälle von humaner Echinokokkose zwischen 2010 und 2018 in unserem Zentrum. Es werden die Leitsymptome, klinischen Verläufe mit resultierenden Komplikationen und den verschiedenen chirurgischen Therapiestrategien beleuchtet.

Ergebnis:

Insgesamt wurden in unserer Abteilung 31 Patienten mit humaner Echinokokkose (männlich = 17, weiblich = 14) zwischen 2010 und 2018 chirurgisch behandelt. Das Durchschnittsalter betrug n = 28 (Range = 3 – 77) Jahre. Zu Beginn der Flüchtlingswelle 2015 in Europa kam es zu einer Zunahme an Echinokokkosen in unserem Zentrum. Bipulmonale Zysten waren in 6 Patienten zu finden, die übrigen 25 Patienten hatten unilaterale Befunde mit z.T. großen solitären Zysten. Ein Patient wurde mit einer gesicherten Echinokokkus multilocularis Infektion behandelt (versus n = 30 Echinokokkus granulosus Infektion). Leitsymptome waren Hämoptysen, Abhusten von Zystenmaterial, thorakale Schmerzen und Oberbauchbeschwerden. In 3 Patienten wurde primär videothorakoskopisch operiert, in 2 Patienten per Mini-Thorakotomie. Die übrigen Patienten (n = 26) mussten aufgrund der Größe und Ausdehnung der Hydatiden per Thorakotomie angegangen werden.

Schlussfolgerung:

Die humane Echinokokkose mit pulmonaler Beteiligung stellt eine sehr seltene Erkrankung hierzulande dar. Zuletzt kam es im Rahmen der Flüchtlingswelle zu einer Zunahme der Fallzahlen in unserem Zentrum. Therapie der Wahl bei komplizierten Zysten ist die Resektion, hierbei sind parenchymsparende Techniken je nach Ausdehnung, Anzahl und Größe der Hydatiden zu bevorzugen. Aufgrund der niedrigen Inzidenz in Deutschland sollte die Behandlung nur an ausgewiesenen Zentren erfolgen.