Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(08): 876
DOI: 10.1055/s-0039-1693865
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lymphknotenstatus beim HER2-positiven Mammakarzinom und neoadjuvante Therapie

S Danzinger
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
C Pfeifer
2   Institut für Statistik, Universität Innsbruck
,
P Gscheidlinger
3   Institut für klinische Epidemiologie der Tirol Kliniken GmbH (IET), Innsbruck
,
L Harrasser
3   Institut für klinische Epidemiologie der Tirol Kliniken GmbH (IET), Innsbruck
,
G Kronawetter
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
,
S Behrendt
3   Institut für klinische Epidemiologie der Tirol Kliniken GmbH (IET), Innsbruck
,
C Singer
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
12 August 2019 (online)

 

Fragestellung:

15 – 20% der frühen Mammakarzinome (BC) sind HER2-positiv und dadurch insgesamt mit einem aggressiveren klinischen Verlauf assoziiert. In der APHINITY-Studie konnte bei operablem, HER2-positivem BC mit erhöhtem Rezidivrisiko (positiver Lymphknoten (LK)-Status oder negative Hormonrezeptoren) gezeigt werden, dass eine adjuvante Chemotherapie in Kombination mit Trastuzumab und Pertuzumab das invasive krankheitsfreie Überleben signifikant verbessert. Durch eine neoadjuvante Therapie (NAT) kommt es zum Downstaging der LK, jedoch ist derzeit das Wissen über den LK-Befall vor NAT auf Grund der noch nicht etablierten bioptisch-histologischen Diagnostik vor Therapiebeginn unzureichend. Deshalb haben wir mittels eines statistischen Modells die Wahrscheinlichkeit (Wk) für einen positiven LK-Status vor NAT beim HER2-positiven BC berechnet, sodass jene Patientinnen mit LK-Befall vor NAT von einer adjuvanten Chemotherapie mit dualer HER2-Blockade profitieren können.

Methodik:

Im Klinischen TumorRegister (KTR) der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO) wurden alle Patientinnen mit frühem invasiven, HER2-positiven BC, welche in den Jahren 2014 – 2018 operiert wurden, in zwei Gruppen untersucht: Patientinnen ohne bzw. mit NAT. In einem multivariaten Modell wurde analysiert, welche Tumoreigenschaften für ein positives pN-Stadium (≥pN1) bei Patientinnen ohne NAT prognostisch sind, und daraus die Wk für positive LK vor NAT berechnet. Schließlich wurde die Konversion der LK-Positivität durch eine NAT [Δ prätherapeutisch – pN-Stadium (beobachtet)] ermittelt.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 421 Patientinnen in diese Studie eingeschlossen: 238 (56,5%) ohne NAT, 183 (43,5%) mit NAT.

Im multivariaten Modell konnte gezeigt werden, dass die Lymphgefäßinvasion (pL1) signifikant prognostisch für ein positives pN-Stadium bei Patientinnen ohne NAT ist.

Bei pL0 lag die Wk für ≥pN1 bei Patientinnen ohne NAT bei 10,6%, mit NAT bei 8,1%. Dabei bewirkte die NAT eine Reduktion der Wk um 2,5%. Bei pL1 lag die Wk für ≥pN1 bei Patientinnen ohne NAT bei 69,5%, mit NAT bei 62,8%. Dabei bewirkte die NAT eine Reduktion der Wk um 6,7%. Daher war die Risikoreduktion für ein positives pN-Stadium durch eine NAT bei pL1 2,7-fach so hoch wie bei pL0.

Insgesamt betrug die Wk für positive LK vor einer NAT 17,2%, das beobachtete positive pN-Stadium nach NAT 14,2%. Daraus ergab sich eine Konversion von positiven LK durch eine NAT von 3,0%.

Schlussfolgerung:

Im multivariaten Modell war pL1 signifikant prognostisch für ein positives pN-Stadium bei HER2-positiven Patientinnen ohne NAT. Durch eine NAT wurde das Risiko für ein positives pN-Stadium bei pL1 2,7-fach so hoch wie bei pL0 gesenkt. Insgesamt konnte die LK-Positivität durch eine NAT um 3,0% gesenkt werden.